[707] 46Hieronymus Savonarola, (23. Mai), auch Savanarola geschrieben, war einer der feurigsten Prediger des Dominicaner-Ordens. Die Bollandisten gedenken seiner unter den »Uebergangenen« mit dem Bemerken, daß er von verschiedenen Schriftstellern seines Ordens »selig«, von Einem sogar ein »seliger Martyrer« genannt werde; sie selbst wollen sich jedoch weder für noch gegen ihn erklären, sondern weitere und zwar bestimmtere Aufschlüsse abwarten. Marchese erwähnt ihn nicht, wohl aber findet er sich bei Migne. Es ist heutzutage wohl allgemein zugestanden, daß Savonarola nicht gegen die Kirche und das Papstthum selbst auftrat, sondern [707] nur gegen das so unwürdige Treiben des damaligen Papstes Alexander VI., welcher übrigens nur durch Intriguen auf den päpstlichen Stuhl gekommen war. Deßungeachtet nehmen wir seinen Namen und eine kurze Skizze seines Lebens mit demselben Vorbehalte in unser Werk auf wie einst die Bollandisten. Er war am 21. Sept. 1452 zu Ferrara als der Sohn eines angesehenen Arztes geboren und trat in seinem 22. Jahre zu Bologna in den Prediger-Orden. Den betrübten Vater, welchen er ohne Vorwissen verlassen hatte, tröstete er in einem rührenden Briefe. Nicht ein unüberlegter knabenhafter Entschluß, sondern männliche Gesinnung, eingegeben von der Verachtung der irdischen Dinge, habe ihn bewogen, die Welt zu verlassen. Es sei ihm unmöglich gewesen, die Bosheit der verblendeten Völker Italiens länger mehr anzusehen; darum habe er den bessern Theil erwählt und sei ein Ritter Jesu Christi geworden. Mit demselben Eifer, mit einer unaussprechlichen Glut der Begeisterung sprach er später von der Kanzel. Er scheute in seiner herben Weise sogar persönliche Angriffe nicht. Im J. 1482 kam er nach W. W. (K.-L. V. 638) das erste Mal in das Kloster San Marco nach Florenz, welches bald der Schauplatz seines öffentlichen Wirkens werden sollte. Da aber dort seine Predigten damals nicht gefielen, begab er sich im J. 1485 nach Brescia, wo er die geheime Offenbarung des hl. Johannes auslegte. In diesem Buche glaubte er vorzüglich die Geschichte des Geschlechtes, unter welchem er lebte, vorgezeichnet – ein Gedanke, der ihn nicht mehr verließ und seinem feurigen Geiste eine excentrische Richtung gab. Im J. 1489 kam er zum zweiten Male nach Florenz, wo er nun blieb. Auch hier war sein erstes Geschäft die für ihn so verhängnißvolle Erklärung der Apokalypse, und er predigte scharf gegen das Verderben seiner Zeit, welcher er große Trübsale vorhersagte. Auch die politischen Verhältnisse seines neuen Vaterlandes wurden von ihm besprochen. Namentlich erlitt das Haus Medici, von welchem Florenz damals beherrscht wurde, leidenschaftliche Anfälle, besonders wegen der am dortigen Hofe herrschenden Humanistik, die in eine Art von Heidenthum ausartete. Nach Savonarola's Meinung sollte Florenz wieder eine Republik werden, wie sie früher gewesen, und zwar mit einer theokratischen Verfassung, auf welche er mit aller Kraft hinzuwirken suchte, wobei er aber in seinem Eifer nicht selten sich zu weit hinreißen ließ und als förmlicher Agitator auftrat. Aus dieser Ursache nun, nicht aber wegen irgend einer Ketzerei, wurde er endlich von seinen zur Gewalt gekommenen Feinden zum Tode verurtheilt. Er starb mit zwei Genossen an 23. Mai 1498, indem sie dem Urtheile gemäß zuerst gehängt und dann verbrannt wurden. Seine Wirksamkeit ist nach W. W. (K.-L. V. 647) zwar nicht in Allem zu rechtfertigen, aber in Rücksicht auf die damaligen Verhältnisse doch jedenfalls milder zu beurtheilen. Die Bollandisten führen einen Ordensschriftsteller an, nach welchem der hl. Philippus Nerius ihn sehr hoch geschätzt haben soll. (V. 234.)