Johannes Mabillon (938)

[415] 938Johannes Mabillon, (27. Dec.), der berühmte gelehrte Benedictiner, wurde am 23. Nov. 1632 zu Pierremont, einem Dorfe im Departement Ardennes in der Diöcese Rheims, geboren. Die erste Bildung gab ihm sein Oheim, ein Pfarrer in der Nachbarschaft. Im Seminar zu Rheims kam für ihn die Zeit, einen Entschluß zu fassen, zwischen beiden ihm vorschwebenden Wahlen, dem Kloster oder dem Weltpriesterstande. Er entschied sich endlich für den Eintritt in die Abtei St. Denis in Rheims, da die Congregation des hl. Maurus seiner Neigung zusagte, und das wahrhaft religiöse Leben dieser Benedictiner mit seinem frommen Gemüthe im Einklange stand. Am 6. Sept. 1654 legte er dort nach zurückgelegtem Probejahr die Gelübde ab. Noch nicht Priester, wurde er gleichwohl bald Novizenmeister. Kränklichkeit, namentlich heftigste Kopfschmerzen, veranlaßten, daß man seinen Eifer fesseln und ihn in das Kloster Nogent sous Coucy (Novigentum in pago Laudunensi) schicken mußte, von wo er denn im Jahr 1658 nach Corbie kam. Schon in Nogent, noch mehr aber in Corbie entzündete sich seine Liebe zu antiquarischen Studien, die nachher seine vorzüglichen Leistungen auf dem Felde der Diplomatik (Urkundenwissenschaft) und Historie hervorriefen. Am 27. März 1660 wurde er, nachdem seine Kränklichkeit sich wieder gehoben hatte, in Amiens zum Priester geweiht. Mabillon studirte nun mit wo möglich noch größerem Eifer in Handschriften und Documenten. Damit er sich nicht wieder krank studire, wurden ihm nach und nach verschiedene Klosterämter anvertraut, z.B. das eines Kellermeisters, die aber alle ihm wenig zusagten. Während der Zeit hatte er die Werke des heil. Bernardus nach den verschiedenen Handschriften verglichen, da seine Congregation eine Herausgabe der Kirchenväter veranstalten wollte. Als er im J. 1664 nach Paris in die Abtei St. Germain dem berühmten Bibliothekar Lukas d'Achery zur Unterstützung gegeben wurde, hatten endlich seine Obern die Schranken geöffnet und ihn seinem Berufe überlassen. So wie er nun jenem in den letzten Bänden seines Spieltegiums rastlos thätig zur Seite stand, so erhielt er auch bald Gelegenheit zu eigenen Arbeiten. Mabillon bekam nämlich die Leitung des großen Unternehmens der Herausgabe der Kirchenväter, und wirklich erschienen auch im Jahre 1667 die Werke des heil. Bernardus in zwei schönen Ausgaben. Im J. 1668 erschien von ihm der erste Band seiner Acta Sanctorum Ordinis S. Benedicti, dem bis zum J. 1702 noch acht andere folgten, wobei aber sein kritischer Wahrheitssinn nicht überall Beifall fand. Mehrere kleinere kirchenhistorische Werke, sowie die Analecta Veterum lieferten das Nebenerträgniß seiner Studien, treffliche Abhandlungen über Punkte der Geschichte und interessante urkundliche Documente. Großen Ruhm aber verschaffte ihm sein Werk De re diplomatica, worin zuerst die wissenschaftlichen Grundsätze des wichtigen historischen Quellenstudiums sich gründlich bestimmt finden. Ludwig's XIV. Minister, Colbert, trug ihm eine ansehnliche jährliche königliche Pension an, die er aber ausschlug, da sein Kloster für ihn sorge. Auch sonst beschäftigte Colbert zu Frankreichs Ehre den tüchtigen Gelehrten. Auf seine Veranlassung machte Mabillon im J. 1683 eine Reise nach Deutschland und im J. 1685 eine solche nach Italien mit großem Gewinn für geschichtliche Forschung. Im J. 1691 erschien Mabillons Werk über die Klosterstudien, das eine heftige Entgegnung des Stifters der Trappisten, Armand Johannes292 de Rancé, hervorrief, die aber dann Mabillon ganz ruhig widerlegte, so daß der Streit zu beiderseitiger Zufriedenheit endete. Unannehmlichkeiten verursachte ihm auch die Schrift über die Verehrung unbekannter und sog. »getaufter« Heiliger. Noch am Abende seines Lebens, obwohl kränklich und schwächlich, ging er an die Herausgabe eines Werkes, welches er durch den Fleiß vieler Jahre vorbereitet und zum Zielpunkte aller seiner Studien gemacht hatte, nämlich der »Annalen des Benedictinerordens.« Im J. 1703 erschien der erste Band dieses großen Geschichtswerkes, dem bis zum Jahre 1707 noch drei andere Bände folgten. Den nahezu vollendeten 5. Band hatte er noch nichtherausgeben können, als ihn am 27. Dec. 1707 in der Abtei St. Germain-des-Près in Paris der Tod in die Ewigkeit wegführte. Seine vorzüglichsten Schriften und weitere Züge aus dem Leben dieses frommen, demüthigen, arbeitsamen Klostermanneskönnen bei W.W. (VI. 696), woher diese Mittheilungen stammen, eingesehen werden. Während der franz. Revolution waren nach Feller[415] (IV. 242) seine Reste im Museum der französischen Denkmäler geborgen. Am 26. Febr. 1819 wurden sie feierlich nach St. Germaindes-Prés zurückgestellt, und eine Straße in der Nähe bekam von ihm ihren Namen. Bucelin's Supplement nennt ihn S. 303 am 27. Dec. als zu Rheims mit frommem Gedächtnisse gefeiert. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 415-416.
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