Kunigundis (3)

[645] 3Kunigundis, (6., al. 7. März), auch Cunissa genannt, wurde zwar schon als B. Cunigundis3 kurz erwähnt; doch wollen wir hier nach Jocham's Bavaria sancta (I. 476) noch Einiges beifügen. Sie war eine Tochter des Grafen von Oeningen, einem Dorfe in Baden am Bodensee (Iacus Acronianus), der ein Enkel des Kaisers Otto I. des Großen war. Nach dem Tode ihres Mannes, des Grafen Friedrich II. von Andechs, welcher im heil. Lande starb, entschloß sie sich, alle ihre Habe Gott zum Opfer zu bringen und selbst ganz für ihren Erlöser zu leben. Sie erbaute nun zu Dießen ein Kloster für regulirte Chorherren, sowie eine dem hl. Stephanus geweihte Kirche, und wurde[645] so die zweite51 Stifterin dieses Klosters. Auf der Westseite dieser Kirche ließ sie über einem Gewölbe für sich eine Zelle herrichten, um in derselben den ganzen Tag mit Gebet und Betrachtung Gott zu dienen. Ihre Wohnung behielt sie aber auf dem nahe gelegenen Schlosse Wengau oder dem Walde. Von diesem Schlosse ging sie jedesmal um Mitternacht in Begleitung einer Magd in die Zelle an der Kirche, um der Mette beizuwohnen etc. In diesen gottseligen Uebungen verharrte Kunigunde bis an ihr seliges Ende, welches am 6. März 1020 erfolgte. Noch bei Lebzeiten ließ sie sich folgende Grabschrift in lat. Sprache in einen Stein eingraben: »Kunissa, die Sünderin, Herrin dieses Ortes, hat dieses Gotteshaus gestiftet und hier ihr Leben geendet.« Sie wurde in der Kloster-Kirche zum hl. Stephanus begraben, und als dann etwas mehr als 466 Jahre später der damalige Propst Johannes Schön mit Bewilligung des Bischofs von Augsburg die alte, dem Einsturz drohende Kirche niederreißen und eine neue aufbauen ließ, wurden ihre Gebeine neben dem Muttergottesaltare beigesetzt. Der Stein mit obiger Grabschrift wurde auf der linken Seite der Kirchenmauer eingesetzt. Die Urkunden des Klosters Dietramszell erzählen mehrere Wunder, die an ihrem Grabe gewirkt worden seyn sollen. Bei Raderus (III. 28) hat sie das Prädicat »selig«; bei den Bollandisten aber steht sie am 6. März unter den Prätermissen. (I. 420).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 645-646.
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