[355] 8S. S. Maximianus (Maximilianus) et 6 Soc. M. M. (Die sieben schlafenden Martyrer). (27. Juli al. 27. Juni, 4. Aug., 22. et 23. Oct.). Die Legende von sieben schlafenden Martyrern ist bekannt. Wir haben zunächst ihre historische Grundlage und Berechtigung festzustellen. Vor Allem ist die weite Verbreitung dieser berühmten Sage zu beachten. Sie ist von Norwegen bis nach Arabien bekannt, selbst der Koran hat sie nicht umgangen. Auch in der Siebenzahl der Martyrer stimmen die Lateiner, Griechen, Araber, Aethiopier und Syrer überein. Ihre Namen heißen in der lateinischen Kirche: Maximianus, Malchus3, Martinianus6, Dionysius44, Johannes109, Serapion und Constantinus11; bei den Griechen: Maximilianus, Exacustodianus, Jamblicus, Martinianis, Dionysius, Johannes und Constantinus; bei den Moskowiten: Maximilianus, Dionysius, Amllehns, Martinus, Antonius, Joannes, Marcellus; bei den Aethiopiern: Arshaledes, Diomedes, Eugenius, Diniatheus, Bronatheus, Stephanus, Cyriacus. Hiezu bemerkendie Boll., daß die hhl. Martyrer vielleicht vor Empfang der Taufe so geheißen haben mögen. Indessen erregen die offenbar christlichen Namen Eugen, Stephanus und Cyriakus gegen diese Vermuthung gerechtes Bedenken. Andere Varianten übergehen wir. Asseman, welcher wegen seiner großen Autorität berühmt ist, nennt acht schlafende Jünglinge, nämlich: Maximilianus, Jamlichus, Martelus, Dionysius, Joannes, Serapion, Eustadianus, Antoninus. Wie diese scheinbare Abweichung in der Zahlbestimmung zu erklären ist, kann nicht gesagt werden. Als Ort ihres Martyrthums wird gleichfalls einmüthig in den verschiedenen Quellen die Stadt Ephesus in Kleinasien genannt. Ins Abendland scheint die erste Kenntniß von diesen hhl. Martyrern im sechsten Jahrh. gedrungen zu seyn. Hier ist Gregor von Tours der erste Schriftsteller, welcher ihrer gedenkt (de gl. M. M. c. XCV.). Die Sage selbst findet sich bei Photius am Einfachsten. Zugleich läßt sich bei ihm der historische Kern derselben am leichtesten erkennen. Es lebten zu Ephesus sieben Knaben (Jünglinge), Söhne von Patriziern (die oben Genannten). Sie waren nicht bloß selbst dem christlichen Glauben von Herzen zugethan, sondern suchten auch Andere für denselben zu gewinnen. Deßhalb wurden sie in der decianischen Verfolgung als Christen eingezogen, fanden aber Gelegenheit zu entfliehen. Sie verbargen sich in einer Höhle bei Ephesus, wurden aber dem Kaiser verrathen. Dieser ließ den Eingang mit Steinen verschütten, um die hhl. Martyrer durch Hunger zu tödten. Nach Umlauf von 172 Jahren, [355] unter der Regierung des Kaisers Theodosius, als Marus Bischof von Ephesus war, als ein Schäfer zu einem Stallbau die Steine hinwegnahm, erwachten sie, segneten Kaiser und Bischof, legten vor beiden ein Zeugniß über die Worte Pauli ab und entschliefen aufs Neue. Zu eben dieser Zeit heißt es ferner, lebte zu Aegea ein Bischof, Namens Theodorus, welcher die Auferstehung der Todten leugnete. Dieser Irrthum ist durch wunderbare Erweckung der schlafenden Martyrer im Entstehen unterdrückt worden. Unter dem Einflusse dieser Ketzerei wäre also die Sage entstanden. Die Leugnung der Auferstehung durch den Bischof Theodorus ist aber nicht erwiesen. Nicht einmal daß um diese Zeit ein Bischof dieses Namens zu Aegea gewesen sei, ist sicher. Schon Baronius hat deßhalb die Geschichte der Wiedererweckung als eine müssige Erfindung angesehen, da kein gleichzeitiger Schriftsteller dieses so großartige Wunder erzählt, und doch nicht anzunehmen ist, daß sie keine Kenntniß desselben erlangt hätten. Deßhalb aber entbehrt die Sage nicht des historischen Kerns. Eutychius von Alexandria erzählt mit Photius übereinstimmend, die sieben Martyrer seien Söhne vornehmer Eltern gewesen, die Decius an seinen Hof zog, und mit Bewahrung der kaiserlichen Garderobe beauftragte. Bald fiel es auf, daß sie nicht, wie andere Höflinge, die Götzen anbeteten und die Tempel besuchten. Der Kaiser, dem dieß angezeigt wurde, ließ sie einziehen, sie aber ließen in der Voraussicht des nahen Kampfes ihr Vermögen den Armen austheilen und entflohen. Die Höhle, in welcher sie sich verbargen, befand sich östlich von der Stadt. Aus derselben wurden sie auf Befehl des Kaisers nicht mehr herausgelassen, die Christen aber versäumten nicht, eine bleierne Tafel, welche die Namen der hhl. Martyrer enthielt, an dem Orte einzumauern. »Die Martyrer entschliefen« – hieß es dort, was so viel ist als: sie starben. So sagt Baronius und auch der Boll. Cuperus, obwohl er ein bestimmtes Urtheil nicht abgibt (nihil definio), ist geneigt, ihm beizustimmen. Für diese Annahme spricht der altchristliche Sprachgebrauch: das Sterben jedes Christen ist ein Entschlafen im Herrn. Unter der »Wiedererscheinung« haben wir uns die Auffindung ihrer hl. Leiber vorzustellen. Will man aber das Dogma von der Auferstehung hiemit in Verbindung ziehen, so steht diesem nichts entgegen. Die Annahme des wirklichen Todes ist hiebei sogar besser zu gebrauchen als die Annahme eines wunderbaren leiblichen Schlafes im eigentlichen Sinne. In der sichern Hoffnung einer glorreichen Auferstehung starben die hhl. Martyrer und eben dieser Grund bewegt die Kirche, ihre Reliquien wegen ihrer zukünftigen großen Herrlichkeit zu ehren. Hätten die sieben Martyrer wirklich nur geschlafen, so würde in dieser Richtung nichts zu beweisen sein. Wir sagen also mit den Menäen:
Τὸν ἑπτἀριϑμον τιμῶ χορὸν Μαρτύρων
δείξαντα ἀνάστασιν νέκρῶν τῷ κύσμῳ
Zu deutsch:
Ich ehre der Martyrer hl. Siebenzahl,
Die Zeugen der Todtenerstehung allzumal.
Als Zeit ihres Martyrthums wird bei Pagius das J. 250 angegeben. Ihm folgen auch die Boll. und alle Neueren. Ihre Wiedererscheinung, beziehungsweise Auffindung, wird verschieden angegeben. Die späteste Annahme nennt das J. 447167, die früheste das J. 425. Kaiser Theodosius, unter welchem sie stattfand, regierte vom J. 408–450. Ein Seitenstück zu diesen sieben hhl. Martyrern bieten die sieben hhl. Bekenner Clemens, Primus, Lätus, Theodorus, Gaudens, Quiriacus, Innocenz, lauter Vettern des hl. Bischofes Martinus, welche im Kloster Marmoutier nach empfangener hl. Communion alle miteinander im Herrn selig entschliefen. Ihre Reliquien werden nach Migne in der St. Victorskirche zu Marseille gezeigt. Wichtiger noch ist eine alte Steinplatte, welche zu Rom sich befindet, auf welcher die sieben hhl. Martyrer mit ihren Namen und Attributen abbildlich dargestellt sind. Maximilian ist dargestellt mit einer vielknotigen Keule, Johann und Constantin mit einer solchen ohne Knoten, Malchus (Marcus) und Martinianus tragen hackenförmige Beile; Serapion führt eine brennende Fackel, Dionysius (Danesius) einen großen Nagel. Sie erscheinen sehr jung, denn die griechischen Kalendarien nennen sie »Knaben«. Die erwähnten Marterwerkzeuge deus ten an, was auch die syrischen Acten vermuthen lassen, daß eine sehr strenge Folter[356] über sie verhängt wurde, ehe man sie in das Gefängniß warf, aus welchem sie entflohen, und stimmen auf diese Weise wohl zu der Legende. Bei Menzel (Symb. II. 324) finden wir eine fabelhafte Erzählung von ihrem nochmaligen Erwachen nach hundert Jahren. In der Ambrosiuskirche zu Mailand sind diese hhl. Martyrer auf einem Bilde, das aus dem 10. Jahrh. stammen soll, dargestellt. Rabanus gedenkt ihrer zum 27. Juni. Bei den Griechen werden sie am 4. Aug. und am 22. Oct. verehrt, das Menologium nennt sie zum 23. Oct. (VI. 375–397).
Heiligenlexikon-1858: Maximianus, S. (5) · Maximianus, S. (4) · Maximianus, S. (3) · Maximianus, S. (6) · Maximianus, S.S. (1) · Maximianus, S. (9) · Maximianus, S. (7) · Maximianus, S. (10) · Maximianus (15) · Maximianus (14) · Maximianus, S. (11) · Maximianus, S. (2) · Maximianus, S. (13) · Maximianus, S. (12)
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