Vitalis, S. (36)

[743] 36S. Vitalis, Ep. Abb. Conf. (20. Oct.) Dieser hl. Vitalis wird der Apostel des Pinzgaues genannt, und ist der erste Nachfolger des hl. Rupertus als Vorstand des Benedictinerklosters St. Peter und des Bisthumes Salzburg. Seine Herkunft und sein Vaterland sind unermittelt. Viele40 halten ihn für einen Schotten oder Irländer aus königlichem Geblüte. Ebenso ungewiß ist, wann er in das Arbeitsfeld des hl. Rupertus eingetreten ist, ob er schon unter den Ersten war, die von Worms mit ihm wegzogen, oder ob er erst später von da nach Salzburg gerufen wurde. Daß ihn aber der hl. Rupertus wegen seines tadellosen Wandels und seines großen Seeleneifers zu seinem Nachfolger bestimmt hat, wird von Niemanden bezweifelt. Es wird von ihm gelesen, schreibt der Abt Amandus in der angezogenen Biographie, daß er ein überaus sanftmüthiger und liebreicher Herr gewesen sei, gegen die Armen freigebig, gegen die Betrübten von Herzen mitleidig, von jungfräulicher Geschämigkeit, unermüdet in der Bekehrung der Ungläubigen und Sünder, und daß Gott ihm die Gabe verliehen habe, Kranke, Blinde, Lahme und Besessene zu heilen. Seine Amtsführung hat der Ueberlieferung zufolge 23 Jahre gedauert und war dem Pinzgau, zwischen den Tyroler-Alpen und dem Zellersee, besonders zugewendet41. Sein Todesjahr ist unbekannt; Amandus nennt das J. 64642, während Andere bis ins 8. Jahrhundert (vgl. Rettberg, K.-G. Deutschl. II. 232), in die J. 716 und 730 herabgehen. Letztere Jahreszahl wird von den Neobollandisten als die sicherste bezeichnet. Bald entstand die Sage, aus seinem auf der Südseite der Peterskirche befindlichen Grabe sei eine Lilie hervorgewachsen, um die Reinheit seines Herzens und den lieblichen Duft seines gottgefälligen Lebens zu verkünden. Die Grabstätte wurde schon früh mit einem eisernen Gitter umgeben, innerhalb dessen eine Lampe brannte; zahlreiche Votivgeschenke bekundeten die an Kranken und unschuldig Gefangenen auf seine Fürbitte geschehenen Wunder. Seine bereits im J. 1462 durch Papst Pius II. beschlossene Heiligsprechung vollzog Leo X. im J. 1519 und gestattete zugleich dem Kloster St. Peter die Abbetung des Officiums und die Feier der hl. Messe zu seiner Verehrung. Auf Anordnung des Erzbischofes Paris von Lodron wurden im J. 1627 seine Gebeine erhoben und zu seiner Ehre ein Altar errichtet. Papst Urban VIII. dehnte ein Jahr darauf seine Festfeier auf das ganze Bisthum aus. Auf Abbildungen trägt er eine Lilie in der Hand, oder eine solche sproßt aus seinem Herzen; um ihn her Arme, Kranke und Krüppel, welche seine Hilfe anrufen. (VIII. 913.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 743.
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