Bonaparte [2]

[605] Bonaparte, Joseph, Graf von Survilliers, geb. 7. Januar 1768, erhielt durch seinen Bruder 1796 eine Anstellung bei der Armeeverwaltung, 1797 die Gesandtschaft in Rom und wurde von ihm während des Consulats als Diplomate gebraucht; der Kaiser ernannte ihn zum Senator, zum Großwähler u. franz. Prinzen. 1806 wurde er König von Neapel, 1808 König von Spanien, das ihm mit den Waffen in der Hand die Anerkennung versagte. Nach Frankreich zurückgetrieben wurde er 1814 Generallieutenant des Reichs und Obercommandant der Nationalgarden und half durch seine Unschlüssigkeit bei dem Anmarsch der Verbündeten, durch seine Nachgiebigkeit gegen die kaisermüden Marschälle die Angelegenheiten seines Bruders verderben. der ihn freilich immer als bloßes Werkzeug benutzt hatte. Die Rückkunft Napoleons von Elba rief ihn aus dem Waadtlande nach Frankreich zurück; nach der Schlacht von Waterloo schiffte er sich 1815 nach Nordamerika und lebte als Graf von Survilliers in New Jersey auf seinem erkauften Landgute, spekulirte aber mit seinen großen Kapitalien im Seehandel. 1830 protestirte er gegen Louis Philipps Thronbesteigung zu Gunsten des Herzogs von Reichstadt, kam 1831 nach England, erhielt 1841 die Erlaubniß in Italien zu wohnen und st. zu Florenz den 28. Juli 1844. Seine Gemahlin Julie Marie Clary, reiche Kaufmannstochter aus Marseille, Schwägerin Bernadottes, geb. 1777, begleitete ihn nicht nach Spanien und Amerika, lebte seit 1823 in Florenz und st. daselbst 1845. Kinder: Zeanide Charlotte Julie, geb. 1801, seit 1822 Gemahlin des Fürsten Carl Lucian von Canino; Charlotte Napoléone, geb. 1802, vermählt 1825 mit Louis Napoleon Bonaparte, dem älteren Bruder des jetzigen Kaisers, Wittwe seit 1831, st. 1839.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 605.
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