[5] Carlos, Don, Infant von Spanien, Sohn Philipps II. und der Maria von Portugal, geb. den 3. Juli 1545, ein Prinz, dessen Geschichte durch die Parteileidenschaft der Historiker verdunkelt wurde u. noch immer nicht die vollständige Aufklärung gefunden hat, obwohl ihr der romantische Reiz, der Schillern zu seiner Tragödie Don Carlos den Stoff gegeben, gänzlich abgestreift wurde. Der Prinz zeigte schon als Knabe wenige Fähigkeit, aber einen störrischen, bösartigen Sinn, was sich im Jünglingsalter nicht änderte. Obwohl ihn sein Vater 1560 von den Ständen zu Toledo als Thronfolger anerkennen ließ, so glaubte er sich doch in seinem Rechte bedroht, weil derselbe ihn von der Theilnahme an den Staatsgeschäften gänzlich ausschloß. Deßwegen begegnete er den Vertrauten des Königs mit unverstelltem Hasse, beleidigte den Herzog von Alba gröblich u. machte auf Don Juan dʼAustria einen Angriff. Als er gegen Philipp II. einen Anschlag machte, ließ ihn dieser den 18. Januar 1568 verhaften; er wurde processirt u. von dem Staatsrathe des Verraths gegen den König überwiesen erklärt; er st. im Gefängnisse d. 24. Juli desselben Jahres, nachdem er sich mit seinem Vater versöhnt hatte und wurde im Kloster El Real zu Madrid begraben; die Prozeßacten wurden 1592 im Archive von Simancas niedergelegt. Unwahr ist, daß der Prinz in religiösen und politischen Dingen liberalen Ansichten gehuldigt, seine Stiefmutter geliebt habe und mit dieser heimlich hingerichtet worden sei.