[67] Charybdis, nach der Mythe die Tochter des Gottes der Gewässer und [67] der Erde (Poseidon und Gäa, Neptun und Tellus), wurde von Jupiter wegen räuberischer Gefräßigkeit mit dem Blitze erschlagen und in die Meerenge zwischen Calabrien und Sicilien (fretum siculum) gestürzt, wo sie unter furchtbarem Getös das Wasser einschlürfend und ausstoßend nahende Schiffe zu verschlingen trachtete. Beim Ausweichen geriethen diese leicht an die Felsen der Scylla und wurden zerschellt, daher das Sprichwort: »Incidit in Scyllam, qui vult evitare Charybdim«, unserm: Er kommt aus dem Regen unter die Traufe, entsprechend. Für die C. hält man die Wasserwallungen vor dem Eingange des Hafens von Messina, Charilla oder auch Calofaro, schöner Thurm (vom nahen Leuchtthurm) genannt, über welche man jetzt sorglos hinwegfährt. Die Scylla (daher die Stadt Scyllaeum in Bruttium) will man in den wegen der Fluthströmung bei entgegengesetztem Winde noch heute gefahrdrohenden Felsen der calabrischen Küste finden, doch paßt die Beschreibung der Alten nicht.