Fraticelli

[790] Fraticelli, Name der Minoriten in Italien, später Schimpfwort für die Mitglieder nicht approbierter Orden, endlich oft gleichbedeutend gebraucht mit Frömmler. Besonders aber hießen F. (beim Volke bisochi Bettelsäcke, bighini Aschgraue u.s.w.) die Anhänger einer Partei, die im Franciscanerorden früh auftauchte. Sie wollten die Armuth u. Lebensweise des Stifters buchstäblich beibehalten wissen u. weil das Gegentheil geschah, kamen sie theilweise zum Abfall und rasch zur Behauptung, der Primat u. die Hierarchie seien des Unterganges werth und in seiner Reinheit auf sie übergegangen. Sie verstärkten sich durch Laien u. Tertiarier, wählten unter sich Päpste, Cardinäle u. Bischöfe u. konnten mit aller Strenge (von 1317–68 allein wurden 10 Edicte gegen sie erlassen) erst im 15. Jahrh. unterdrückt werden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 790.
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