Immermann

[397] Immermann, Karl Lebrecht, ein Dichter, der seinem Namen im Gebiete der Dichtkunst wie im Leben Ehre machte, bei dem aber auch das Streben nach Selbständigkeit zur Sucht wurde u. ihn zur Vereinsamung u. bittern Ungerechtigkeit führte, war geb. 1796 zu Magdeburg, bezog 1813 die Universität Halle, focht die Befreiungskriege mit u. trat in preuß. Staatsdienst, wurde 1827 Landesgerichtsrath zu Düsseldorf u. zugleich mit der Verwaltung des Theaters betraut, st. 1840. Als Dramatiker machte I. eine lange Schule der Erfolglosigkeit durch, obwohl er bei hoher poet. Begabung an Shakespeare und Göthe sowie an den Romantikern sich heranbildete. Weder »das Thal von Ronceval«, »Edwin« u.s.f. noch seine Lustspiele (das Auge der Liebe u.a.) errangen Beifall, mehr die geschichtlichen Trauerspiele, obwohl ihre glatte Form noch sehr kühl ließ und die Charakteristik der Helden viel Feines aber wenig Großartiges zeigte: das Trauerspiel in Tyrol (Andreas Hofers Tod) 1827; Kaiser Friedrich II. 1828; Alexis 1832, eine Trilogie voll zorniger Schönheit; Merlin 1832 (behandelt die Faustsage). Als Kritiker ist I. namentlich durch seine Fehde mit Platen (»Der im Irrgarten der Metrik herumtaumelnde Cavalier«, Hamb. 1829) bekannt geworden. Am höchsten steht I. als Romanenschriftsteller: »Die Epigonen« 1836, ein Wilhelm Meister in modernen Verhältnissen, worin die Zustände der Literatur mit Götheʼscher Ruhe besprochen werden, vor allem aber der komische Roman »Münchhausen«, Düsseldorf 1838–39, 4 B., 3. Aufl. Berl. 1854, eine Dichtung voll unerschöpflicher Laune und meisterhafter Schilderungen des westfäl. Bauernlebens, so daß I. kurz vor seinem Tode doch noch zum nationalen Dichter geworden ist u. die volksthüml. Richtung der modernsten Literatur eröffnete.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 397.
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