Novelle

[363] Novelle, lat.-deutsch, Neuigkeit, Geschichtchen, Schwank; dann ein kleiner Roman, welcher alle guten Eigenschaften eines größern im engern Raume darbieten soll. Ob die N. historische Begebenheiten im Hintergrunde habe, sich mit Schilderungen aus der Gegenwart befasse oder im Gebiet der Einbildungskraft, in der Märchenwelt sich bewege, ist im allgemeinen gleichgiltig; gerade wie der Romanenschreiber hat der Novellist einen größeren Tummelplatz vor sich als irgend ein anderer Dichter, die ungebundene Rede macht seine Bewegung noch freier. Ist die Zahl der guten Romane verhältnißmäßig gering, so wird die der guten N.n noch weit kleiner sein u. wird durch die ungeheure Menge von N.nschreibern, welche Taschenbücher, Feuilletons, unterhaltende Zeitschriften Jahr für Jahr [363] und Tag für Tag mit Lesefutter versorgen, wenig vermehrt. In neuester Zeit gaben die theilweise unübertrefflichen Dorfgeschichten B. Auerbachs das Signal zu einer ganzen Dorf-N.nliteratur.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 363-364.
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