Theiner [1]

[450] Theiner, Joh. Anton, Theolog, geb. 1799 zu Breslau, ein Schüler von Dereser (s. d.), wurde 1822 Priester, schon 1824 Professor der Exegese und des Kirchenrechts an der Universität seiner Vaterstadt. Noch zu Deresers Lebzeiten machte er sich durch einen weitgehenden Liberalismus in kirchlichen Angelegenheiten bemerklich (die kath. Kirche Schlesiens in ihren Mängeln und Gebrechen, Altenb. 1826) und durfte keine kirchenrechtlichen Vorlesungen mehr halten, leistete aber noch längere Zeit mit seinem Bruder Augustin Vieles für Verbreitung unkirchlicher Gesinnungen in Schlesien (über die gezwungene Ehelosigkeit der kath. Geistlichen, Altenburg 1828; de Pseudo-Isidoriana canonum collectione, Vratisl. 1827). Er hatte sich auf eine Pfarrei zurückgezogen, die er 1845 aufgab, um Rongeaner und ein Hauptmatador dieser Secte zu werden. Von solcher Verirrung kehrte T. jedoch wieder zurück und lebt gegenwärtig als Universitätsbibliothekar in seiner Vaterstadt. Er hat als Exeget Rühmliches geleistet (über die arab. Uebersetzung des Pentateuch, die 12 kleinen Propheten, die 5 Bücher Mosis u. s. w). J. W. J. Braun schrieb über die schriftstellerischen Leistungen des Professors etc. (Bonn 1829), zur Zeit des Rongelärms aber F. A. Francke: Schattenriß eines großen Reformators oder Dr. A. T. nach seiner Stellung im Leben und in der Wissenschaft gezeichnet (Glatz 1846).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 450.
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