Zum Abschiede

[211] Was du so vielen geschenkt aus frommen innerm Berufe,

Kranken Gesundheit und Trost, wie ein heilender Quell,

Suchest du selber nun auf, erschöpft von sorgender Mühe,

Bey dem heilenden Quell, der schon viele erfrischt.


Immer später für sich, für andere früher und später

Sorget ein heiliger Sinn, und er vergisst sich so leicht;

Sorge für andere minder, so fliesset im innern Gemüthe

Dir der heilende Quell wiederkehrender Kraft.


Freilich ein schöneres Leben, es strebt nach aussen zu fliessen

Um zu tränken die Flur, schlängelnd weiter und weit,

Doch das Bedürfniß es zieht den Quell zum Brunnen zusammen

Sammle dich selber für dich, Leben sammelnd in dir.


Ruhig im engeren Spiegel schweben die wechselnden Bilder,

Bäume beweget vom Wind, gerne nahte der Freund;

Der dir im Kummer vertraute zu zeigen thränende Blicke

Wahrlich der räthe auch gut, denn er kennt dich so gut.


Sey dir gesegnet der Quell, so wie du mich tröstend gesegnet,

Keiner weiß es woher, komme der Quell und der Trost,

Aber die Thränen trüben ihn nicht und nimmer ihn kälten,

Und er wandelt sie um, wärmend in heilende Kraft.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 23: Gedichte, Teil 2, Tübingen und Berlin 1976, S. 211.
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