[13] Wagner schlafend, Faust und Röschen.
Nr. 5. Recitativ.
FAUST.
O weine nicht, du holdes Mädchen,
Blick' wieder heiter in das Leben,
Denn ihm gehörst du an!
RÖSCHEN aufwärts blickend.
Der Mutter, die im Grabe schläft,
Ihr fließen meine Thränen; –
Mein Lebensglück verschwand mit ihr.
FAUST.
O nimm Ersatz von meiner Liebe.
RÖSCHEN.
Weckt Liebe auch die Todten auf?
FAUST.
Sie pflanzet Blumen auf die Gräber
Und giebt dem Leben neue Freuden.
O folge mir! Entfernt von hier[13]
Wird uns, von treuer Liebe Hand,
Das höchste Lebensglück erblühen.
RÖSCHEN sich an ihn schmiegend.
Ach, dürft' ich deinen Worten glauben!
Bei dir wird milder schon mein Schmerz.
Doch wenn du mich verlassen könntest –
FAUST schnell.
Der Tod allein wird mich dir rauben!
Duett.
Folg' dem Freunde mit Vertrauen,
Auf, erheit're deinen Sinn!
Fort von hier auf stille Auen
Lass' uns froh, Geliebte, ziehn!
RÖSCHEN.
Ja, ich folge mit Vertrauen,
Furcht und Zweifel schwinden hin,
Fort von hier auf stille Auen
Werd' ich gern, Geliebter, ziehn!
BEIDE.
Froh bewegt es mir die Brust,
Dort mit dir vereint zu leben,
Herz dem Herzen treu ergeben,
Reich an Liebe, reich an Lust.
FAUST.
Keines Zwanges Fessel bindet
Dort uns ferner Aug' und Mund.
RÖSCHEN.
Was die Seele frei empfindet,
Thut sie frei und offen kund.
BEIDE.
Froh bewegt es mir die Brust, etc.
Wollen durch die Mittelthür abgehen.
Buchempfehlung
In Paris ergötzt sich am 14. Juli 1789 ein adeliges Publikum an einer primitiven Schaupielinszenierung, die ihm suggeriert, »unter dem gefährlichsten Gesindel von Paris zu sitzen«. Als der reale Aufruhr der Revolution die Straßen von Paris erfasst, verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit. Für Schnitzler ungewöhnlich montiert der Autor im »grünen Kakadu« die Ebenen von Illusion und Wiklichkeit vor einer historischen Kulisse.
38 Seiten, 3.80 Euro