[316] Klar, kräftig, edler Wonnen voll ist dieser Herbst:
Ein stilles Fest für mich der späten Reifezeit.
Leer ist das Kornfeld, und die weite Wiese trifft
Der zweite Schnitt. Pan träumt nicht mehr im Rosenbusch.
[316]
Auf keinem schwanken Blütenaste schaukelt sich
Eros, der falterflügelige, leichte: still,
Doch munter lächelnd sitzt er auf dem Apfelbaum
Und reicht mir liebenswürdig Frucht auf Frucht. Ihm ist
Sehr wohl in diesem Herbst. – Wie mir. – Jetzt ist Halkyone
Die heitre Erde. Höher, blauer wölbt sich nun
Der klare Himmel. Keine Schwüle mehr bewegt
Die herbstlich fein gewordne Luft mit zitterndem
Gewelle sommerlicher Glut, die jedem Ding
Den scharfen Umriß raubte; klar, fest, rein
Und ruhig konturiert sich nun die reife Welt.
Doch bald, ich weiß es, füllt der Herbst mit Farben aus,
Mit brünstig satteren, als sie der Sommer sah,
Die klare Zeichnung dieses ruhesamen Glücks.
Es kommen tragisch Flammen rot und gelb. Und braun
Kommt heldisch großes Pathos. Tiefste Leidenschaft
Kommt in das ruheschöne Bild: In Purpur geht
Medea Sonne, geht das Leben in die Nacht.
Ausgewählte Ausgaben von
Ausgewählte Gedichte
|