An Fräulein Nannette v. Spielmann

[169] Bei Uebersendung eines Zupfkästchens.


Dem Liebenswürdigsten der Mädchen

Schickt dies Behältniß gold'ner Fädchen[169]

Ein Freund zum neuen Jahr;

Allein, statt Gold hineinzulegen,

Bringt er darin, wie Dichter pflegen,

Nur gute Wünsche dar.


Er wünscht, daß, gleich den gold'nen Fäden,

An deiner Lebenstage jeden

Sich Glück und Segen reih';

Und keiner deiner Mühetage

Dir jemals eine größ're Plage,

Als – Gold zu zupfen sei.


Leicht, wie das Gold sich löst von Seide,

Entwickle zu der Eltern Freude

Sich auch dein früher Geist,

Und zeige dann in jedem Falle

Sich gleich dem edelsten Metalle,

Das glänzt und niemals gleißt.


Und so verbinde dann auf immer,

O Mädchen, mit dem Jugendschimmer

Der äusseren Gestalt,

Dem Golde gleich, das vor dir lieget,

Und wenn man's prüfet, glänzt und wieget,

Auch inneren Gehalt.

Quelle:
Aloys Blumauer: Sämmtliche Gedichte. München 1830, S. 169-170.
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