Trinklied

[362] Trinkt und füllt ohn Unterlaß

Den Pokal, den Rosen kränzen,

Bis wir gleich dem Wein im Glas,

Gleich des Kranzes Rosen glänzen!

So verachten wollen wir

Alles Gold in Schicht und Schachten,

Wollen auch der Ruhmbegier,

Auch der Liebe selbst nicht achten.


Heut ist unser! Laßt das heut,

Freund', uns so behäglich halten,[362]

Das es schier ihm selber reut,

Sich in morgen umzustalten!

Heute lacht uns noch die Welt,

Heut ist alles wohl geborgen;

Guten Göttern heimgestellt

Bleibe bis er kommt der Morgen!

Quelle:
Heinrich Christian Boie. Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert von Karl Weinhold, Halle 1868, S. 362-363.
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