Sechster Auftritt.

[18] Agneta. Grobian.


AGNETA. Was Teufel, Mann, schämest du dich nicht, Fremde auf solche Traktamente zu nöthigen? Ich will durchaus der Gäste loß seyn, und sollte ich alles Essen anbrennen lassen.

GROBIAN. Bist du toll, Frau, oder was schadet dir? wilst du mich unmündig machen? Ich habe ihnen schon gesagt, was wir zu essen haben. Es sind Aussenleute, sie verstehen nichts davon, und sinds wohl nicht einmal so gut gewohnt.

AGNETA. So magst du mit ihnen allein essen. Ich und meine Tochter wollen uns bey dem Gesinde behelfen, denn es ist nicht Essen genug.

GROBIAN. Das sollt ihr wohl bleiben lassen. Der Fremde hat viel Geld, und will er mein Schwiegersohn werden, so muß er ja wohl seine Braut sehen.

AGNETA. Und wenn meine Tochter ewig sollte unverheirathet bleiben, so soll sie heute nicht an der Tafel kommen. Es ist in unserer ganzen Freundschaft kein Gebrauch, daß wir anders, als des Sonntags Gäste haben, und so will ich es durchaus gehalten wissen.

GROBIAN. Du siehest aber, daß es nicht mehr zu ändern stehet.

AGNETA. Sollte ich in der Woche rein Tischzeug und zinnerne Teller auflegen? das lasse ich wohl bleiben.

GROBIAN. Gieb uns das faule Tischzeug und die hölzernen Teller. Es ist nichts daran gelegen so sehen sie, daß wir sparsam sind.

AGNETA. Nein, ich will auch ausserdem keine Unordnung[18] in meinem Hause haben, und ietzt will ich selber hingehen, und ihnen die Thüre weisen. Will weggehen.

GROBIAN hält sie. Wo dich der Teufel nicht regiert.


Quelle:
Hinrich Borkenstein: Der Bookesbeutel. Leipzig 1896, S. 18-19.
Lizenz:
Kategorien: