[54.]

[130] Wem sackpfiffen freüd / kurtzwil gytt

Vnd acht der harpff / vnd luten nytt

Der ghört wol vff den narren schlytt


54. von vngedult der straff

von vngedult der straff

Eyn gwisses zeichen der narrheyt

Ist / das eyn narr nyemer vertreyt

Noch mit gedult gelyden mag

Das man von wysen dingen sag

Eyn wyser gern von wißheyt hört

Do durch syn wißheit wurt gemert

Eyn sackpfiff ist des narren spil

Der harppfen achtet er nit vil[131]

Keyn gůt dem narren jn der welt

Baß dann syn kolb / vnd pfiff gefelt

Kum loßt sich stroffen der verkert

Narren zal ist on end gemert /

O narr gedenck zů aller fryst

Das du eyn mensch / vnd tötlich bist

Vnd nüt dann leym / äsch / erd / vnd myst

Vnd vnder aller creatur

So hat vernunfft jn der natur

Bist du das mynst / vnd eyn byschlack

Eyn abschum / vnd eyn trůsensack

Was überhebst dich dins gewalt /

Dyns adels / richtům / jugent / gestalt /

Sydt als das vnder der sunnen ist

Vnnütz ist / vnd dem wißheyt gbrist /

Wäger das dich eyn wyser stroff

Dann dich anlach eyn narrecht schof

Dann wie eyn brennend dystel kracht

Als ist eyn narr ouch wenn er lacht /

Sellig der mensch der jn jm hat

Allzyt eyn schrecken / wo er gat

Der wysen hertz / truren betracht

Eyn narr alleyn vff pfiffen acht

Man sing vnd sag / man flöh vnd bitt /

Ab syn elff ougen kumbt er nit

Vmb keyn stroff / ler / er ettwas gitt


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 130-132.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon