[77.]

[198] Vil hant zů spyl so grossen glust

Das sie keynr kurtzwil achten sust

Vnd merckent nit / kunfftig verlust


77. Von Spylern

Von Spylern.

Sunst fynd ich närrscher narren vil

Die all jr freüd hant jnn dem spyl

Meynend / sie möchten leben nit

Soltten sie nit vmbgon do mit

Vnd tag / vnd nacht spyelen / vnd rassen

Mitt karten / würfflen / vnd mit brassen

Die gantz nacht / vß vnd vß sie sässen

Das sie nit schlyeffen oder ässen[199]

Aber man můß gedruncken han

Dann spyel das zündt die leber an

Das man württ dürr / vnd durstes voll

Des morgens so entpfyndt mans wol

Eyner sicht wie die gůten byeren

Der ander spüwet hynder die türen

Der drytt eyn varb / hat an sich gnomē

Als wer er vß dem grab erst kumen

Oder glysßt jnn sym angesicht

Glich als vor tag ein schmidtknecht sicht

Den koppff hat er also gebyent

Das er den gantzen tag vff gyent

Als ob er flyegen vohen wolt /

Keyner verdyenen möcht groß goltt

Das er an eyner predig säß

Eyn stund / vnd er des schloffs vergäß

Er würd den koppff schlagen jnn gören

Als ob der prediger vff solt hören /

Aber jm spyel gar lange zyt

Sitzen / acht man des schloffes nüt /

Vil frowen die sint ouch so blindt

Das sie vergessen wer sie sint

Vnd das verbietten alle recht

Sollich vermyschung beider gschlecht

Die mit den mannen sytzen zamen

Ir zůcht / vnd gschlechtes sich nit schamē

Vnd spyelen / rasslen / spat / vnd frů

Das doch den frowen nit stat zů

Sie soltten an der kunckel läcken

Vnd nit jm spyel byn mannen stäcken

Wann yeder spyelt mit synem glich

Durfft er dest mynder schamen sich

Do Allexanders vatter wolt

Das er vmb gaben louffen solt

Dann er zů louffen vast geng was

Sprach er zů synem vatter das

Billich wär / das ich alles dät

Das mich myn vatter hieß vnd bät[200]

On zwifel ich gern louffen wolt

Wann ich mit künngen louffen solt

Man durfft dar zů nit betten mich

Wann ich hett yemans mynen glich /

Aber es ist yetz dar zů kumen

Das pfaffen / adel / burger / frummen

Setzen an köppels knaben sich

Die jnn nit sint an eren glich

Vor vß die pfaffen mit den leygen

Soltten jr spyel lon vnderwegen

Wann sie echt wol betrachten das

Ir vffsatz / vnd den alten haß

Der Nydthart ist sunst vnder jnn

Der rögt sich mit verlust vnd gwynn

Vnd ouch das jnn verbotten ist

Keyn spyel zů tůn zů aller frist

Wer mit jm selber spyelen kan

Dem gwynnt gar seltten yemans an

Vnd ist on sorg das er verlyer

Oder das man jm flůch böß schwür

Die wile ich aber sagen sol

Was stand eym rechten spyeler wol

Will ich Virgilium har bringen

Der also redt von selben dingen

Veracht das spyel zů aller zytt

Das dich nit btrüb der schäntlich gytt

Dann spiel ist eyn vnsynnig bgyr

Die all vernunfft zerstört jnn dir

Ir dappfern / hüten üwer ere

Das uch das spiel die nit verser

Eyn spieler můß han geltt vnd můt

Ob er verlürt / das han für gůt /

Keyn zorn / flůch / schwür / vß stossen gātz

Wer gelt bringt / der lůg wol der schantz

Da mancher zů dē spiel kumbt schwär

Der doch zůr düren vß gat lär

Wer spielt alleyn durch grossen gwynn

Dem gat es seltten noch sym synn[201]

Der hatt gůt fryd / wer spyelet nit

Wer spyelt der müß vff setzen mitt

Wer all ürten besitzen wil

Vnd sůchen glück vff yedem spyl

Der můß wol vff zů setzen han

Oder gar dick on gelt heym gan /

Wer dryg sücht hat / vnd stelt noch mir

So werden vnser schwestern vier /

Spyl mag gar seltten sin on sünd

Eyn spyeler ist nit gottes fründt

Die spyeler sint des tüfels kynd /


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 198-202.
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