[107.]

[285] Zůr rechten hand fyndt man die kron

Zůr lyncken hant / die kappen ston

Den selben weg / all narren gon

Vnd fynden entlich / bösen lon


107. Von lon der wisheit

Von lon der wisheit

Noch grosser kunst steltt mancher thor

Wie er bald werd meyster / doctor /

Vnd man jnn haltt / der weltt eyn liecht

Der kan doch das betrachten nicht

Wie er die rechte kunst erler

Mit der er zů dem hymel ker

Vnd das all wißheyt diser welt

Ist gegen got eyn dorheyt gzelt[286]

Vil meynen syn vff rechtem weg

Die doch verjrren an dem stäg

Der zů dem woren leben fürt

Wol dem / der vff dem weg nit jrrt

Wann er jn schon ergriffen hat

Dann offt der neben weg ab gat

Das eyner bald kumbt ab der stroß

Es sy dann / das jnn got nit loß

Hercles jn syner jugent gdacht

Wes wegs er doch woltt haben acht

Ob er der wollust noch wolt gan

Oder alleyn noch tugend stan /

In dem gedänck / komen zů jm

Zwo frowen / die er bald on stym

Erkant / an jrem wesen wol /

Die eyn / was aller wollust vol

Vnd hübsch geziert / mit reden süß

Groß lust vnd freüd sie jm verhieß

Der end doch wer der dot mit we

Dar noch keyn freüd / noch wollust me

Die ander sach bleich / sur / vnd hert

Vnd hatt on freüd eyn ernstlich gfert

Die sprach / keyn wollust ich verheiß

Kein růw / dann arbeit jn dim schweiß

Von tugent zů der tugent gon

Dar vmb würt dir dann ewig lon

Der selben ging do Hercles noch

Wollust / růw / freüd er allzyt floch /

Wolt gott / als wir begeren all

Leben noch vnserm wol gefall

Das wir begerten ouch des glich

Zů han / eyn leben dugentrich /

Worlich / wir flühen manchen stäg

Der vns fürt vff den narren weg /

Die wile aber / wir all nit wend

Gedencken / wo eyn yeder lend

Vnd leben blyntzend jn der nacht

Hant wir keyns rechten wägeß acht[287]

Das wir gar offt selbs wissen nitt

Wo vns hyen füren vnser dritt

Dar vß entspringt / das vns alltag

Berüwen all vnser anschlag

So wirs erfolgen / nit on we

Begeren wir nit mynders me /

Das kumbt alleyn dar vß / das wir

All hant eyn angeborne bgir

Wie vns das recht gůt hie vff erd

Bekum on väl / vnd entlich werd /

Die wile aber das nit mag syn

Vnd wir jrren jn vinsterm schyn

So hat got geben vns das liecht

Der wißheyt / dar von man gesicht

Die macht der vinsterniß eyn end

Wann wir sie nemen recht für hend

Vnd zeigt vns bald den vnderscheit

Der doren weg / von der wißheit /

Der selben wißheyt steltten noch

Pythagoras / Plato der hoch

Socrates / vnd all die durch jr ler

Hant ewig rům erholt / vnd ere

Vnd kunden doch ergründen nie

Die rechte wißheyt funden hie

Dar vmb von jn spricht got der her

Ich will verwerffen kunst vnd ler

Vnd wißheyt der / die hie wis sindt

Leren die selb / die kleynen kindt /

Das sint all die / so wißheyt handt

Eruolget dort jm vatter landt /

Die solche wißheyt hant gelert

Werden jn ewigkeyt geert

Vnd schynen wie das firmament

Welch hant gerehtikeyt erkent

Vnd dar jnn vnder wysen sich

Vnd ander me / die lüchten glych

Als Lucifer von orient

Vnd Hesperus gen occident /[288]

Bion der meister spricht / das glich

Wie zů den megten gselten sich

Die vmb Penelope langzyt

Bůlten / vnd möcht jn werden nit /

Als důnt die hie nit künnen gantz

Bgriffen / der rechten wißheyt glantz

Die nahend durch vil tugent zier /

(Die jr megd sint) doch vast zů jr /

All freüd der welt nymbt trurig end

Eyn yeder lůg / wo er hyn lend


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 285-289.
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