LXIV.

[113] Mancher, der ritt' gern spat und fruh,

Käm' er vor Frauen nur dazu:

Die lassen dem Esel selten Ruh'.


Das Bild ist dasselbe wie zu Kap. 35.


Von bösen Weibern.

In meiner Vorred' hab' ich schon

Erklärt, gethan Protestation,

Ich wollte der guten Frauen nicht

Mit Arg gedenken in meinem Gedicht;

Aber man würde bald über mich klagen,

Wollte ich nichts von den bösen sagen.

Eine Frau, die gern von Weisheit hört,

Die wird nicht leicht zur Schande bethört;

Eine gute säuftigt des Mannes Zorn.

Ahasverus hatt' einen Eid geschworn,

Doch Esther macht' ihn weich und lind;

Abigáil beschwichtigte David geschwind.

Eine böse Frau gibt bösen Rath,

Wie Ochosyas Mutter that;

Herodias ihre Tochter hieß,[113]

Daß man den Täufer köpfen ließ;

Durch Frauen Rath ward so verkehrt

Sal'mo, daß er Abgötter ehrt'.

Eine Frau wird bald zu einer Hätze,

Wenn ihr sonst wohl ist mit Geschwätze,

Sie schnattert »lip lep« Tag und Nacht.

Pieris hat viel Junge gebracht,

Deren Zunge ist so wohl vergiftet,

Daß sie wie Kohle Feuer stiftet;

Die klagt, die klatscht, die dritte lügt

Und hechelt durch, was kriecht und fliegt,

Die vierte zankt auf der Lagerstatt,

Der Ehmann selten Frieden hat,

Muß hören oft noch Predigt an,

Wenn ein Barfüßer liegen und schlafen kann.

Es zieht die Strebkatz mancher Mann,

Der doch das Mehrtheil nie gewann.

Manche Frau ist fromm und verständig genug

Und nur dem Mann allein zu klug,

So daß sie es nicht leiden mag,

Daß er ihr etwas lehr' und sag'.

Es kommt ein Mann gar manche Stund'

Ins Unglück durch der Gattin Mund,

Amphîon dies zu Theben geschah,

Als er die Kinder all sterben sah.

Wenn Frauen sollten reden viel,

Dann käm' Calpurnia bald ins Spiel.

Eine böse Frau zur Bosheit neigt,

Die Herrin Josephs uns dies zeigt.

Keinen größern Zorn man jemals spürt,

Als wenn ein Weibsbild zornig wird,

Die wüthet, wie die Löwin schnaubt,

Der man die Jungen hat geraubt,[114]

Wie eine Bärin, die da säugt:

Medea dies und Prokne zeigt.

Wenn man die Weisheit ganz ergründet,

Kein bittrer Erdenkraut man findet,

Als Frauen, deren Herz ein Garn

Und Strick, darein viel Thoren fahrn.

Die Erde von drei Dingen kracht,

Das vierte trägt nicht ihre Macht:

Ein Knecht, der worden ist ein Herr,

Ein Narr, der sich gefüllet sehr,

Ein neidisch, bös und giftig Weib,

Wer die vermählet seinem Leib;

Das Viert' all Freundschaft ganz verderbt:

Die Dienstmagd, so die Frau beerbt.

Drei Dinge man nicht sättigen mag,

Das vierte schreit: »Herzu nur trag'!«

Eine Frau, die Helle, der Erdenball,

Der schluckt des Wassers Güsse all,

Nie sagt das Feuer: »Nun höre auf!

Es ist genug; trag nimmer zu Hauf!«

Drei Ding' ich nicht erfassen kann,

Ins vierte Einsicht ich nicht gewann:

Wie in der Luft ein Adler fliegt,

Auf glattem Fels die Schlange kriecht,

Ein Schiff einherfährt auf dem Meere,

Und wie ein Mann hat kindische Lehre.

Der Weg einer Frau dem ähnlich ist,

Die zum Ehebruch trägt ein Gelüst,

Die schleckt und leckt sich ihren Mund

Und spricht: »Nichts Böses ward mir kund!«

Ein rinnend Dach zu Winters Frist

Gleicht einer Frau, die zänkisch ist;

Es hat an Höll' und Teufel genug,

Wer mit einer solchen zieht am Pflug.

Vasthi der Nachkommen viel gewann,

Die wenig achten ihren Mann.

Von solchem Weib sei nichts gesagt,[115]

Das anzurichten ein Süpplein wagt,

Wie Agrippina und Pontia,

Die Beliden und Klytämnestra,

Die ihren Mann erstach im Bett,

Wie mit Pheräus die Hausfrau thät.

Gar selten ist eine Lucrezia

Oder des Cato Porzia;

Ueppiger Frauen gibt es viel,

Denn Thais treibt gar oft ihr Spiel.

Quelle:
Brant, Sebastian: Das Narrenschiff. Leipzig [1877], S. 113-116.
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Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
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Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
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