[Mond, Mond!]

[275] Mond, Mond!

Wie die Wellen kühlen,

Wie die Winde wühlen

In den dunklen Mähnen der Nacht!


In dem Bade spielt die Keusche,

Und die Woge wühlt berauschet,

Ringsum schweigt das Waldgeräusche,

Weil es lüstern niederlauschet.


Mond, Mond!

Wie die Wellen kühlen,

Wie die Winde wühlen

In den dunklen Mähnen der Nacht![275]


Und die schlauen Leschien schleichen

Klein wie Gräser durch die Wiesen,

Durch die Haine hoher Eichen

Hoch wie ungeheure Riesen.


Mond, Mond!

Wie die Wellen kühlen,

Wie die Winde wühlen

In den dunklen Mähnen der Nacht!


Mit Geläut der Herdenglocken,

Mit der Turteltaube Lachen

Müde Wandrer sie verlocken,

Kitzlen dann zu Tod die schwachen.


Mond, Mond!

Wie die Wellen kühlen,

Wie die Winde wühlen

In den dunklen Mähnen der Nacht.


Und schon nahen sie dem Bade

Auf den Wald- und Wiesenpfaden,

Doch ein Hirte am Gestade

Ruft – Triglawa ist verraten!


Und den Hirten, der sie rettet,

Nun Triglawa hoch belohnt,

Treu in ihren Arm gebettet

Trägt sie ihn, den keuschen Mond.


Mond, Mond!

Wie die Wellen kühlen,

Wie die Winde wühlen

In den dunklen Mähnen der Nacht!


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 275-276.
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