[528] Die gute Schwester Anna spricht
Zu Bruder Karl: »Ach, nasche nicht!«
Doch der will immer weiter lecken,
Da kommt die Mutter mit dem Stecken.
[528]
Er läuft bis vor das Hexenhaus,
Da baumelt eine Wurst heraus.
Schwipp! fängt ihn mit der Angel schlau
Die alte, böse Hexenfrau.
[529]
Dem Karl ist sonderbar zumute,
Die Hexe schwingt die Zauberrute
Und macht durch ihre Hexerein
[530] Aus Karl ein kleines Quiekeschwein.
Schon fängt der Hexe böser Mann
Das Messer scharf zu schleifen an.
[531] Da findet das treue Schwesterlein
Die Wunderblume mit lichtem Schein.
Und eben als die Bösen trachten,
Das Quiekeschwein sich abzuschlachten,
[532]
Da tritt herein das Ännchen. – Das Schwein quiekt und rennt;
Die Hexe fällt ins Messer, der böse Mann verbrennt.
Und Bruder Karl verliert auch bald
Die traurig-schweinerne Gestalt:
[533]
Da ist er froh
Und spricht: »Nie mach' ich's wieder so!«
Buchempfehlung
Anders als in seinen früheren, naturalistischen Stücken, widmet sich Schnitzler in seinem einsamen Weg dem sozialpsychologischen Problem menschlicher Kommunikation. Die Schicksale der Familie des Kunstprofessors Wegrat, des alten Malers Julian Fichtner und des sterbenskranken Dichters Stephan von Sala sind in Wien um 1900 tragisch miteinander verwoben und enden schließlich alle in der Einsamkeit.
70 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro