Viertes Kapitel

[24] Hans Dralle, der noch immer schlief,

Als ihn Eugen so heftig rief,

Erwacht aus seinem sanften Traum –


Viertes Kapitel

Da hängt der Schwarm im Apfelbaum! –
[24]

Viertes Kapitel

Schnell Kappe her und Korb und Leiter,

Sonst fliegt er noch am Ende weiter!


Viertes Kapitel

Gar wohl vermummt, doch ohne Bangen

Hat er den Schwarm bereits gefangen;
[25]

Viertes Kapitel

Hoch oben steht er kühn und grade,

Da sticht's ihn in die linke Wade.


Viertes Kapitel

Au jau! – die erste Sprosse bricht,

Denn viel zu groß ist das Gewicht;
[26]

Viertes Kapitel

Und – kracks! – ist er herabgeschossen

Durch alle sieben Leitersprossen.


Viertes Kapitel

Die Bienen aber mit Gebraus

Sausen ums Haus.
[27]

Viertes Kapitel

Zwei Knaben sitzen an der Pfütze

Und spritzen mit der Wasserspritze.

Die Bienen kümmern sich nicht drum,

Sie sausen weiter mit Gebrumm.


Viertes Kapitel

Den Besen schwingt die alte Grete,

Der Kirmesanton bläst Trompete.
[28]

Viertes Kapitel

Ernst, Fritz und Wilhelm pfeifen, schrein;

Der Schwarm läßt sich darauf nicht ein.


Viertes Kapitel

Jetzt ist er oben am Kamin,

Der Schornsteinfeger sieht ihn ziehn.
[29]

Viertes Kapitel

Jetzt geht er übers Kirchendach;

Krach! – schießt der Förster hinten nach.


Viertes Kapitel

Jetzt hinkt Hans Dralle auch daher;

Und jetzo sieht man gar nichts mehr. –
[30]

Viertes Kapitel

»Mi ärgert man« – denkt er – »datt dat

Min Nawer Knörrje seihen hat.«


Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 24-31.
Lizenz:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Papa Hamlet

Papa Hamlet

1889 erscheint unter dem Pseudonym Bjarne F. Holmsen diese erste gemeinsame Arbeit der beiden Freunde Arno Holz und Johannes Schlaf, die 1888 gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Der Titelerzählung sind die kürzeren Texte »Der erste Schultag«, der den Schrecken eines Schulanfängers vor seinem gewalttätigen Lehrer beschreibt, und »Ein Tod«, der die letze Nacht eines Duellanten schildert, vorangestellt. »Papa Hamlet«, die mit Abstand wirkungsmächtigste Erzählung, beschreibt das Schiksal eines tobsüchtigen Schmierenschauspielers, der sein Kind tötet während er volltrunken in Hamletzitaten seine Jämmerlichkeit beklagt. Die Erzählung gilt als bahnbrechendes Paradebeispiel naturalistischer Dichtung.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon