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[34] 969. An Nanda Keßler
Wiedensahl 11. Juni 94.
Liebe Nanda!
So geht's mehr in dieser neckischen Welt. Kaum rühmt man Was, so hängt ihm das Schicksal was an; kaum lob ich den Juni, so thun dir die Augen weh. Es scheint übrigens, und ich wünsche herzlich, es sei so, daß Du nicht länger, sondern nur rasch vorübergehend belästigt bist. Und regnerisch und kühl obendrein möchte der gepriesene Monat nun auch noch sein. Indeß der Wunsch, es möchte Feuchtigkeit von oben kommen, war allgemein dringend bei sämtlichen Muhkühen nebst ihren Herrschaften, die es gern sehen, wenn Gras wächst. Darum, weil's ihrer so viele sind, will ich auch nicht murren darüber, obgleich mir Sonnenschein lieber wäre. Vielleicht wird's danach um so schöner.
Daß es deinem geliebten Hugo wieder gut geht, daß deine sonstigen Angehörigen wohlauf sind, schließe ich aus deinem Schweigen darüber; und bald bist du selbst gewiß wieder Brillen und Grillen los und schaust wieder klar und munter aus den Augen, wie zuvor.
Leb wohl, liebe Nanda!
Dein alter Onkel
Wilhelm.