Andreas Mylius und Brigitta Ackersdick

19. Jan. 1637.


Hippocrene liegt gewis

Auch jetzt in des Winters Banden,

Vnd mein klarer Castalis

Ist mir durch den Frost bestanden,

Daß mein Singen vnd mein Spiel

Gantz mir nicht gerahten wil.


Meiner leichten Adern gang

Ist mit strengem Schnee verwehet,

Daß Ihr, Musen, solchen Zwang

Jetzt in meinen Reimen sehet,

Vnd ich nicht so gut vnd wol

Schreibe, wie ich schreiben sol.


Bräutlein, der ich schuldig bin

Diß dein Braut-Fest zu besingen,

Mercke, wie ich meinen Sinn

Jetzt muß in die Reime zwingen,

Miß es mir nicht also zu,

Daß ich es auß Trägheit thue.


Du, Pobunden, wolttest mir

So viel Rhue vnd Zeit nicht gönnen

Daß ich etwas nur bey dir

Hett' in Reime fassen können,

Pillkop vnd Karwaiten sind

Wo mir alle Kunst zerrinnt.


Für der grünen Bäume Pracht

Vnd den schönen Sand-Gebirgen

Sieht man wie der Wölffe Schlacht

Nächtlich sucht das Vieh zu würgen,

Frost vnd Schnee vnd wilder Nort

Sind jetzt Wirth' an diesem Ort.


Mümmel, sagt ich, wird es sein,

So dich noch wird singen lassen

Wie du pflagest, aber nein,

Hier auch weiß ich nichts zu fassen,

Welches ewren Hochzeit-Tag

Wie gebühret ehren mag.


Drumb begeht nur diese Zeit

Ohne meiner Harffen Seiten

In gewünschter Frölichkeit.

Glück vnd Segen wird euch leiten:

Glück, wodurch die Haabe blüht,

Segen, der auff Kinder sieht.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 38-39,44.
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