|
[49] 9. Febr. 1638.
Damon, wo hinfort dich Preussen
Vnd vorauß des Pregels Randt
Weg lesst in dein Vaterlandt,
Wil ich nicht Chasmindo heissen,
Was dich hie gefangen helt
Ist dir mehr den alle Welt.
Seit daß du in Philosetten
So verliebt gewesen bist,
Seit daß sie dir günstig ist,
Liegt dein Hertz gleich an der Ketten,
An der Ketten liegt dein Hertz,
Die auch weich macht Staal vnd Ertz.
[49]
Leute, die in Eisen liegen
Auß verdampter Tyranney,
Werden offt noch loß vnd frey,
Vögel hoffen zu entfliegen:
Die in LiebesBanden stehn
Wünschen nicht eins zu entgehn.
Stimm nur deine Seiten wieder,
Du bist hier vnd bleibst auch schon,
Vnd verschaffe, das dein Thon
Mag beseelen vnsre Lieder,
Die ohn dich, O Phebus Kind,
Warlich sonder Seele sind.
Ach mit was für schönen Dingen,
Was für Lust vnd Fröligkeit
Hoffen wir die LiebeZeit
(Da es Gott wil) zuzubringen,
Wann vorauß der Frost erliegt
Vnd der Lentz die Herrschafft kriegt,
Wann wir auff begrünter Heyden
Hingestreckt ins feuchte Graß
Bey den Bächen, die wie Glaß
Vor sich rauschen, sollen weiden,
Wann die Lerch vnd Nachtigal
An wird stimmen Berg vnd Thal.
Celadon, vor welches singen
Meine Geige sich entfärbt,
Der sein Spiel von dem ererbt,
So den Acheron kan zwingen,
Geht mit seiner Kunst voran,
Dann sing' ich so gut ich kan.
Mein Berrintho wird mir sagen,
Wo mir etwa Fleiß gebricht,
Vnd durch gutten Vnterricht
Eine gute Röht' abjagen,
Mein Berrintho, der mich trieb,
Daß ich dieses Lied auch schrieb.
Also wollen wir geniessen
Vnsers Lebens, weil es wehrt,
Vnd ob schon der Geist entfehrt,
Augen vnd Gehör sich schliessen,
Werden wir doch, wie ich mein',
Vmb ein gut theil vbrig sein.
Unsrer Freundschafft, vnsrer Seiten
Wird ob Gott wil noch gedacht,
Solte man vns zu der Nacht
Auch vmb Morgen schon begleiten:
Vnd der edlen Tichter Geist
Lebt im Tod erst allermeist.
Damon auff, vnd laß vns leben,
Laß vns auff den Koht der Welt,
Der von vns ein Urtheil fellt,
So nicht taug, nicht so viel geben!
Muhtig sein vnd recht gethan
Bricht durch allen Neid die Bahn.
Dieß nur wil ich einig bitten,
Daß mir künfftig frey mag stehn,
Bey dir auß vnd ein zu gehn
Nach der alten Freundschafft Sitten.
Ach wie wol ist meinem Sinn,
Wenn ich, Damon, vmb dich bin.
Andre mögen von dir halten,
Von dir reden dieß vnd das,
Ich begehre durch das Glaß,
So ich trincke, zu erkalten,
Wo mein Hertz mit Trug vnd List
Gegen dich verfälschet ist.
Buchempfehlung
Die Ausgabe enthält drei frühe Märchen, die die Autorin 1808 zur Veröffentlichung in Achim von Arnims »Trösteinsamkeit« schrieb. Aus der Publikation wurde gut 100 Jahre lang nichts, aber aus Elisabeth Brentano wurde 1811 Bettina von Arnim. »Der Königssohn« »Hans ohne Bart« »Die blinde Königstochter« Das vierte Märchen schrieb von Arnim 1844-1848, Jahre nach dem Tode ihres Mannes 1831, gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Gisela. »Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns«
116 Seiten, 7.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro