|
Qui petis ornari floribus, esto pius.
Vor 1640.
Es ist ja wahr, wir haben nun
Die beste Seel- vnd Augenweide,
Wenn auff dem bunten Blumen-Kleide
Dieß immer dem zuvor wil thun
Vnd prächtiger sich meint zu machen,
Daher man jetzt sieht alles lachen.
Geht, Kinder, auff das Feld zerstrewt,
Vnd pflückt euch von der Frucht des Lentzen,
Hie gelb vnd blaw, dort grün zu Kräntzen,
Beraubt das schöne Meyen-Kleid!
Geht von Narcissen vnd Violen
So viel euch gut dünckt, einzuholen!
Doch, eh' jhr dieß vnd das berührt,
So schwingt zuvor auß diesen Schrancken
Hienauff gen Himmel die Gedancken,
Wo zu Gemüht euch wird geführt,
Was dort in jenem Krantz der Ehren
Für schöne Blumen doch gehören!
Der Lielien Farben-reicher Pracht,
Die Zier der Tulipan vnd Nelcken
Muß offt deß Abends hie verwelcken,
Wie schön sie vns auch angelacht;
Der Ewig-grüne Krantz der Frommen
Wird nie vmb seinen Zieraht kommen.
Es grünen Bluhmen Ihm zu gut,
Dort an den Silber-klahren Quellen,
Kein Nord ist, der sie weiß zu fällen,
Kein Brand, der jhnen schaden thut;
Der Taw deß Lebens muß sie netzen
Vnd höchste Klarheit auff sie setzen.
Wie seelig werden die doch seyn,
Die dort in eitel Vorjahrs-Tagen
So schöne Kräntze werden tragen!
Fragt Ihr, ob dieser Blumen-schein
Auch ewer Haar einmahl wird kleiden?
Ja, wo jhr fromm könnt seyn, vnd leiden!