Sterbens-Trost

So wissen wir, daß denen, welche lieben

Dich, lieber Gott, jhr Vnmuth vnd verdruß,

Vnd was sie nur in Furcht vnd Glauben üben,

Voraus jhr Todt zum besten dienen muß.

Wol, allen wol die einig dich erkiesen

Für jhren Freundt, du heltst beständig Fuß.
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Wenn sich das Glück nun zornig hat erwiesen,

Vnd an vns setzt mit stürmender Gewalt,

Gleich einer Fluth vnd einem starken Riesen,

Wir arme sind zu beyden Füssen kalt

Vnd wissen nicht wohin wir vns fast lencken,

So leistest du vns Schutz vnd Auffenthalt.


Das liebe Creutz wird keinem doch was schencken,

Wer jrgends nur ein guter Christ wil seyn,

Es stellt vns nach, vnd wil sich an vns hencken,

Vnd setzet offt den frommen auch ein Bein,

Die wahre Rhue wird doch nicht vmb mich schweben,

Schenckt mir das Glück gleich vberflüssig ein.


Wenn nichts gebricht, wenn Wolstandt, Ehr vnd Leben

Vnd starker Leib bey mir in blühte sindt,

So wird mir doch die Erb-Schuldt wiederstreben

Vnd meiner Lust verkehren allen Windt.

Der altte Mensch mus immer mich bekriegen,

Der manchen Kampff mir offtmals abgewinnt.


Auch Sathanas pflegt nicht gern still zu liegen,

Er brüllt vmb mich gleich einem Löwen her,

Für seinem Mord vnd grossen kräfften siegen

Ist Fleisch vnd Blut zu sorglich vnd zu schwer,

Die Helle sperrt-nach-mir-auff jhren Rachen,

Mir drewet auch des Todes scharffes Speer.


Was soll ich nun vor solchen Feinden machen,

Wann Gott nicht ist mein Felß vnd Zuversicht?

Ist er mit mir, so will ich aller lachen,

Weil seine Handt leicht jhre Macht zerbricht,

Je mehr sie sich viel wesens vnterwinden,

Je mehr ist Er mein Hoffnung vnd mein Liecht.


Ich weis, daß nichts verdammlichs sey zu finden

An denen, so in Jesu Christo sindt.

Der Glaube kan mich jhm so fest verbinden,

Das seine Trew nie einen Riß gewinnt,

Er lesst mich nicht, was je mich zu vmbgeben

Der Hellen Reich durch wilden Zorn beginnt.


Das ist gewis, daß weder Todt noch Leben,

Nicht Fürstenthum nicht Engel noch Gewalt,

Nichts tieffes noch was pfleget hoch zu schweben,

Noch etwas sonst von Sachen mannigfalt

Aus Christi Huld vnd Liebe mich mag heben,

Er ist vnd bleibt mein süsser Auffenthalt.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 111-112,115-116.
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