Der Wolgebornen Frawen Euphemien, FreyFrawen zu Eulenburg, etc. Sr. HochEdl. Gestr. Hn. Wolff von Creützen, Churfl. Durchl. zu Brandenb. LandRahts in Preüssen, auch LandVoigs zu Schaken etc. Hertzgeliebten Gemahlin, die von Gott abgefordert worden den 27. Maji 1648. Dann auch deren hertzlieben Tochter, Frawen Susannen, des Hoch-Edlen etc. Herrn Wilhelm Albrecht von Kannacher etc. Hertzgeliebten Ehegatten, so den 22. Martij auch seelig entschlaffen

[221] Wir klagen überall

Das Noht und Todes-Fall

Vns manches Leid erreget,

Vnd nehmen nicht in acht

Daß Gottes Eiffers Macht

Vns also schläget.


Er, dessen Auge sieht

Was in der Welt geschieht,

Ja selbs die Sonne blendet,

Nimmt mehr als fleißig war

Was Boßheit hier und dar

Sein Vrtheil schändet.


Mein Auffstehn, meine Rhu

Vnd alles was ich thue

Schwebt stets Ihm vor Gesichte,

Mein Trotz insonderheit

Steht bei Ihm iederzeit

Wie vor Gerichte.


Auch was ich noch nicht merck'

Es sey ein Sünden-Werck,

Ist vor Ihm dargestellet

Vnd warttet, was doch jhm

Sein Zorn für Vngestüm

Zum Vrtheil fället.


Nun klag des Lebens Frist

Daß sie so flüchtig ist,

Vnd wir so sparsam alten:

Der Sünden Vngemach

Vnd hierauff Gottes Rach'

Heisst uns erkalten.


Drumb unsre Tage sind

So schnell als kaum der Wind,

Vnd unsre Jahre fliehen

Vnd wir mit jhnen auch

Gleich wie sich sonst ein Rauch

Pflegt zu verziehen.


O Herr, lehr in der Zeit

Vns unsre Sterblicheit

Wol zu Gemühte fassen,

Vnd mach uns hiedurch klug,

Daß wir des Satans Trug

Die Sünde lassen.


Kehr Dich doch wieder her,

End unser Angstbeschwer,

Vnd sollen wir dann reisen,

So nimm uns auff zu Dir,

Daß wir Dich zeitlich hier,

Dort ewig, preisen!

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 221-222.
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