[Gott zürnt auff uns zusammen]

Gott zürnt auff uns zusammen,

Wer ist der bleiben kan

Für seines Eiffers Flammen?

Er greifft die Cedern an,

Die Berge müssen beben,

Das gantze Land erschrickt

Vnd hat in ihm kein Leben

Nun er es angeblickt.


Weh uns und unsern Sünden,

Denn diese sind allein

Die ihn zur Rach' entzünden!

Wer nimmt uns zu sich ein?

Wer lässt uns Schutz gewinnen

Biß sich das Wetter legt,

Er wieder Vater-Sinnen

Zu seinen Kindern trägt?


Sein liebstes Volck die Frommen

Sind fern von dieser Noht,

Er heisst sie zu sich kommen

Durch einen selign Tod:

Sie gehn in ihre Kammer

In die gewünschte Ruh,

Vnd schliessen für dem Jammer

Die Thür behutsam zu.


Wir bleiben hie wir Armen

In grosser Angst und Pein.

Gott wolle sich erbarmen

Vnd unsre Zuflucht seyn:

Woll' unsre Feinde fällen

Und trewlich bey uns stehn,

Daß wir in diesen Wellen

Nicht kläglich untergehn.


Herr Jesu, hilff uns tragen

Der Zeiten schwere Last,

Damit wir nicht verzagen,

Sey unser Burg und Rast:

Lehr uns die Sünde meiden,

Wasch uns mit deinem Blut,

Vnd nimm aus diesem Leiden

Vns in die ewig' Hut.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 294-295,342.
Lizenz:
Kategorien: