[Wenn wir nun krafftlos ungestalt]

Wenn wir nun krafftlos ungestalt

Von aller Welt verlassen liegen,

Der Tod mus über uns Gewalt

Ohn einig' Hülff und Rettung kriegen.


Hin ist die Welt sampt ihrer Lust,

Der Sinnen Kräffte müssen brechen,

Wir röcheln mit der vollen Brust,

Die Zunge kann kein Wort mehr sprechen.


Es endet sich des Lebens Lauff

Sampt dieser Erden eiteln Dingen,

Die finstre Grabstat thut sich auff

Vnd sucht uns tieff hinein zuschlingen.


So meinet nicht, es sey gethan,

Vmb uns und unser gantzes Wesen,

Dieß war der blinden Heyden Wahn

Die nie von Glauben was gelesen.


Wir ziehen nur das irdisch aus

Vnd legen ab der Sünden Leiden,

Damit das schöne Himmels-Hauß

Vns könne herrlich überkleiden.


Vns die wir jetzt schon himmlisch sind

Vnd auff was zeitlich ist nicht sehen,

Denn dieß ist Schatten, Rauch und Wind

Und lässet sich wie Staub verwehen.


Nein sondern auff die Ewigheit

Ohn untterlaß die Hertzen lencken,

Da Gott ohn Weise, Maß und Zeit

Sich uns wird zu geniessen schencken.


So sollt ihr nun den Sinn allein

Hinauff wo Christus wohnet kehren,

Der unsrer Schatten Liecht wird seyn

Und unsern schnöden Leib verklären.


Gebt keiner leichten Wollust stat

Lasst euch die Sünde nicht bethören,

Weil dort nur Unschuld Stelle hat

Die Säw und Hund hinaus gehören.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 432-433,438.
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