Sterb- und Sieges-Lied

Wolauff ich bin entfahren

Der eiteln bösen Zeit

Und lebe bey den Scharen

Der selign Ewigheit,

Bin aller Noht entkommen,

Das stets-erwürgte Lamm

Hat mich nun angenommen

Und wird mein Bräutigam.


Ihn hatt' ich mir erkohren

Als Sünde, Sathan, Welt

Sich wieder mich verschworen

Und Netze mir gestellt,

Als tausent Ärgernissen

Der Augen-Lust Gewalt

Umbgaben mein Gewissen

In feindlicher Gestalt.


Er war mir stets zur Rechten

Durch seines Geistes Krafft,

Hat mich gelehrt zu fechten

Die wahre Ritterschafft,

Der ärgste Feind für allen

War letztlich noch der Tod,

Der ist nun auch gefallen

Nun hat es keine Noht.


Ich trage meine Palmen

Dieweil ich obgesiegt,

Und lobe den mit Psalmen

Der mir hat vor gekriegt,

Als er nach schwerem Leyden

Auch mit dem Tode rangk,

Und, must' er gleich verscheiden,

Der Höllen Reich bezwangk.


Herr Jesu, daß ich lebe

Ohn Schrecken Furcht und Pein

Und ewig umb dich schwebe,

Das ist dein Werck allein,

O sey hiefür gesungen,

Dich loben weit und breit

Der Außerwehlten Zungen

In alle Ewigheit.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 470-472.
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