Abend-Lied am Sonntage

Der Tag hat auch sein Ende,

Die Nacht ist wieder hier.

Drumb heb' ich Hertz und Hände,

O Vatter, auff zu dir,

Vnd dancke deiner Treu

Die mich gantz überschüttet

Vnd für der Tyranney

Der Hellen mich behütet.


Dein Wort hat auch daneben

Mein kranckes Hertz geheilt,

Mir reichlich Trost und Leben

In aller Noht ertheilt.

Für solche Liebes-That

Was sol ich Dir erzeigen?

Was Erd' und Himmel hat

Das ist vorhin dein eigen.


Mein Hertz sey dir geschencket,

Das richt', O Gott, Dir zu.

Daß, was es nur gedencket,

Sey nichts als einig Du.

Entzeuch es dieser Welt,

Daß es aus diesen Thränen

In deiner Freuden Feld

Sich mög' ohn ablaß sehnen.


Vnd da ich heut verübet

Was wieder Dein Gebot

Vnd deinen Geist betrübet,

Das sey vertilgt und tod

Durch Christi theures Blut,

Das mildiglich geflossen,

Als Er es mir zu gut

Aus Liebe hat vergossen.


Vnd weil ich itzt soll schlaffen,

So laß mich sicher seyn

Durch deiner Auffsicht Waffen,

Schleuß deiner Hut mich ein,

Des Teuffels Mord und List,

Der bösen Menschen Tücke

Vnd was sonst schädlich ist,

Treib, Herr, von mir zurücke.


Laß mich kein böses Ende

Betretten allermeist,

Denn ich in deine Hände

Befehle meinen Geist.

Ich bin zu allerzeit

Dein Eigenthum und Erbe,

Es sey Lieb' oder Leid,

Ich leb', Herr, oder sterbe.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 479-480,483.
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