Bei Bechlarn

[606] Walddunkle Donauberge

Schaun träumend in das Land;

Hier rud're sacht, mein Ferge,

Der Ort hält mich gebannt.
[606]

Hier ragt ein Horst von Aaren,

Der Ostmark alte Wehr:

Die gute Bechelaren

Des edlen Rüdiger.


Mir ist, durch ihre Rüstern

Und alten Eichen dort

Rauscht trauervolles Flüstern,

Wie Nibelungenwort.


Das klagt: »O Zeit des Ruhmes,

O Sieg im Völkerstreit,

O Zeit des Heldentumes,

Wie bist du weit, – wie weit!


Da war zu stolz, zu weichen

Mein Volk der Überzahl:

Hell von Germanenstreichen

Scholl König Etzels Saal!


Wie scheuchte doch in Scharen

Oft meiner Söhne Speer

Der Hunnen und Awaren

Raubgierig-wimmelnd Heer!


Und – mußten sie erliegen –

Ruhmvoller war ihr Fall,

Als ihrer Feinde Siegen: – –

Wohin, wohin das all'?


Wir alten Donauberge

Stehn trauerschwer und bang:

Wir schaun den Sieg der Zwerge: –

Wie lange noch – wie lang?«

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 606-607.
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