Heut jagt der Wind

[145] Heut jagt der Wind dem Baum durch die Mähnen,

Er lacht, daß es hallt, lacht mit glänzenden Zähnen,

Bläst die Sonn' an, daß ihr das Feuer aufwallt.

Zwar lahm stehen überall welkende Blumen,

Doch wir gehn nicht zahm und sammeln nicht Krumen.


Mein Schätzlein und ich, wir werden zwei Ross',

Mit fegendem Flügelpaar schlagen wir los,

Des Himmels frostblaue Scheiterflammen

Schlagen grell mit der Blutfarb zusammen.

Wir gehen nicht nur mit den Füßen spazieren,

Wir wollen wie der Wind uns in Himmeln verlieren.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 145.
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