Schaut ein Haus in das Tal

[151] Schaut ein Haus in das Tal

Mit weißen Mauern,

Menschen gehn dort ein und aus.

Kühe kauern im Stall,

Unter den Linden

Finden Bienen den Honig.

Oft machen die Fenster menschliche Mienen,

Lachen und Sorgen schauen heraus.

Und nichts von all dem wird dauern.

Die Tage lauern und verfliegen,

Welken ab wie die Nelken,

Die vom Altan sich biegen.

Nur Stunden einfältig entstanden,

Da auf zwei Kissen zwei Verliebte sich fanden

Und Aug in Aug sich satt gesehn,

Da bleibt die Uhr unvergänglich stehn.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 151-152.
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