Auf der Straßenbahn

[8] Wie der Wagen durch die Kurve biegt,

Wie die blanke Schienenstrecke vor ihm liegt:

Walzt er stärker, schneller.


Die Motore unterm Boden rattern,

Von den Leitungsdrähten knattern

Funken.


Scharf vorüber an Laternen, Frauenmoden,

Bild an Bild, Ladenschild, Pferdetritt, Menschenschritt –

Schütternd walzt und wiegt der Wagenboden,

Meine Sinne walzen, wiegen mit!:

Voller Strom! Voller Strom!


Der ganze Wagen, mit den Menschen drinnen,

Saust und summt und singt mit meinen Sinnen.

Das Wagensingen sausebraust, es schwillt!

Plötzlich schrillt

Die Klingel! –

Der Stromgesang ist aus –

Ich steige aus –

Weiter walzt der Wagen.


Quelle:
Gerrit Engelke: Rhythmus des neuen Europa, Jena 1921, S. 8-9.
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Rhythmus des neuen Europa: Gedichte (German Edition)