Die Drei

[51] (An Max Klinger.)


Was willst von mir du, dürr Gebein?

Musst wohl vorüber gehn.

Ich bin der Ruhm, bleib' trutzig stehn,

Die Ewigkeit ist mein.


Ich bin der Tod, hab' groß' Gewalt,

Nur du bist mir entrückt.

Doch deinen stolzen Hals gebückt,

Auch dir wird Ziel und Halt.


Kannst du's nicht setzen, sag', wer dann?

Mein Weg geht herrlich fort.

Doch welch ein grausig Weib steht dort?

Es schreitet dröhnend an.


Ich bin die Zeit, mein Fuß zertritt,

Was nicht der Tod zertrat.

Auch du bist nun gereifte Saat,

Und so stampft dich mein Schritt.


Lass ab! mein leuchtend Flügelkleid,

Die Schwingen, weh, zerknickt.

So schmählich in den Sand geschickt,

Ein Fest dem scheelen Neid.


Muss unter deinem Eisenschuh

Mein Stolz und Glanz vergehn,

Und darf der Pöbel gaffend stehn?

Schnell, mach ein End, tritt zu!


Quelle:
Gustav Falke: Mynheer der Tod. Hamburg 1900, S. 51-52.
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