L. Jar Wolgethon

[64] DER .L. JERIG.

Das wil ich dir worlichen sagen

Ich bin yn minen bösten tagen

Im alter heiß ich wol egthan

Ain erber wäsen solt ich han

An vernunfft weißhait solt ich zů nämen

Vor der wält so můß ich mich erst schämen

Das ich das min als hab verthon

So ich jetz bin ins alter kon

Vnd solt mich ziehen den frommen glich

So thůt all welt erst hassen mich

Dar zů auch han ain ersamen stand

So louff ich erst auß alle land

Meyland, Napels, Franckenreich

Vnderstand erst wider werden reich[64]

Kisten fägen thůn ich mich nit schämen

Eim biderbman das sin zů nämen

Das mir als ist ain eben spyl

Wolt gott das ich sein nun het vyl

DER EINSIDEL.

Fründ solichs soltu nit begären

Die zähen gbot thůnd dichs nit leren

Da durch das böß vnfertig gůt

Vergüßt manch christen man sin blůt

Vnfertig gůt solt mercken recht

Strafft gott biß in das nünd geschlecht

Da solich gůt můst wider gäben

Zwifach solt du mercken gar eben

Saul wär von sinem rich nit kon

Hät er das best von roub nit gnon

DER .L. IARIG.

Ein gůte sach die wurdstu haben

Wa du das seitest vnsern knaben

Sie dörfften dich wol schlagen gnůg

Da kriegen ist allein ir pflůg

Rouben, stälen, laß ich bliben

Vnd was man jetz im krieg thůt triben

All böse stuck fohen wir an

Hett man jetz als für wol gethan

Als bald dan eim also gelingt

Das er zů huß vyl kronen bringt

Man fragt nit wie ers gwunnen hab

All wält den hůt zücht gen im ab

Vnd spricht zů im als bald gnod herr

Von yn hab ich gnomen die leer

Laß ligen was ich nit kan finden

Die armen bauren thůn ich schinden

Clöster vnd kilchen ich beroub

I meir Conscientz so bin ich toub

Christen blůt thůn ich vergiessen

Vnd hoff zů lest ich werdts geniessen

wittwen weissen schetz ich gering

Vff das ich nun vyl kronen bring[65]

So bin ich mit den höchsten dran

In gericht vnd rot so můß ich gan

Vnd würd do mit zogen här für

So ich sunst blib hinder der thür

Vnd hab meir boßhait grosse eer

Was soll ich dir nun sagen meer

Du machst mir worlick klaine fröüd

Far hin du hast ouch mein bescheid

DER EINSIDEL.

Din bscheid kan ich gar wol verstan

Dir boßheit du ouch eer wilt han

Des todtschlags du thůst brümen dich

Deß soltu hie wol mercken mich

Gott wil die sünd vngstrafft nit lon

Do Dauid hat todtschleg gethon

Was er nit würdig das es sot

Buwen ein tempel sinem got.

Das Joas ließ schantlich erschlagen

Zachariam, ward er nit begraben

Nach sinem tod yn künglichs grab

Ein gůte leer hie von mir hab

Wa du als erdtrich hetst verbrant

Vnd auch deß hymels zier zertrant

Dar zů beroupt das paradiß

Wär nit als böß merck vff mit flyß

Als wa du tödtsch ain christen man

Den got mit sinem blůt gewan

Dwil Chains todschlag was so groß

Eb das Christus sin blůt vergoß

Das er yn hymel růfft zů gott

Solt jederman gedencken dran

Was seit vns der sächtz järig man


Quelle:
Pamphilus Gengenbach. Hannover 1856, S. 64-66.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die zehn Alter dieser Welt
Die zehn Alter dieser Welt

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon