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[126] Dass ihr einst unfreund wart erfreut mich nun ·

Und denk ich der dabei empfundnen qual

Muss niederbeugen mich mein übeltun ·

Sind meine nerven nicht von erz und stahl.


Denn littet ihr von meiner freundschaft schlägen

Wie ich von euch · gingt ihr durch höllen-zeit ·

Und ich tyrann nahm mir nicht müh zu wägen

Was ich einst litt durch eure sündigkeit.


O hätte unsre leidensnacht erinnert

Mein tiefst gemüt an schlag von wahrem schmerz ..

Und euren – wie ihr meinen – bald gelindert

Mit schlichtem balsam · gut fürs wunde herz.


Doch dieses eur vergehn wird nun zum zoll:

Es löst euch wie mich eures lösen soll.[126]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 126-127.
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