[108] Wie Uli um eine Kuh handelt und fast eine Frau gekriegt hätte
Einmal, und damals war es heiß hatte er eine Kuh zu Markt geführt. Der Meister hatte ihm gesagt, wieviel er lösen solle; was er darüberaus ermärte, das könne er behalten, aber er solle sich dabei wohl in acht nehmen, daß er nicht zwischen Stühle und Bänke komme und am Ende die Kuh heimbringen müsse. Es sei schon Manchem so gegangen, daß er den Preis hätte lösen können, aber zu hoch gespannt und zuletzt keinen Käufer mehr gefunden habe. Uli hatte beim Mästen dieser Kuh sich viele Mühe gegeben und ging gespannter Erwartungen voll auf den Markt. Kann ich wohl zwanzig, kann ich vierzig Batzen herausschlagen, oder muß ich mit gar[108] nichts vorliebnehmen?, das ging ihm beständig rundum im Kopfe.
Schon weit vor der Stadt paßten Leute auf, schrien ihn an: »Junge, wie teuer das Kuhli?« Sie griffen mit ihren Händen um die Kuh herum, führten alle Griffe aus, und die Haut sei gar dünn, sagten sie, und Unschlitt nicht viel mehr, als für einem Kind die Schühli zu salben. Sie führten die Kuh aus, daß Uli bald dreingeschlagen hätte. Dann kamen Andere und fingen an zu loben so halb und halb: Man müsse sie dieses Jahr nehmen, wie man sie finde; es seien Häufen Kühe feil, aber das sei noch keine von den schlechtesten; das Mästen gehe etwas hart bei grauem Heu.
Fast wie Brämen das Vieh beim Eintritt in einen Wald empfangen, wurde Uli und seine Kuh von Leuten umsumst, die ausführten, rühmten, bald die Kuh, bald ihn, und verlangten, er solle sie schätzen, er solle doch sagen, was er fordern dürfe für so ein Rämpeli. Uli begann zu ahnden, daß die Ware besonders bsüchig sei, daß er einen Schnitt machen könne. Er forderte fünf Neutaler mehr, als der Meister ihm gesagt hatte. Nun erhob sich ein Gebrüll gegen ihn, wie wenn er in eine Wespern geguselt, und akkurat so fuhren die Menschen von ihm weg. Indessen bemerkte er doch, daß ihn Einige nicht aus den Augen ließen und sich den Ort merkten, wo er auf dem Märit sich und seine Kuh stellte. Einen Bekannten, der vorbeiging, rief er herbei, um die Kuh ihm einen Augenblick zu halten, und durchstrich flüchtig den Markt, um zu hören, was Kauf und Lauf sei. Er sah zu seiner Freude, daß seine Ahnung ihn nicht betrogen und heute etwas für ihn zu machen sei. Als er zurückkam, fand er seinen Stellvertreter in großer Verlegenheit: es waren Käufer da, wollten den Preis wissen, und er kannte ihn nicht. Alsobald kam Uli in Handel. Er blieb bei seiner Forderung; man bot, man märtete, man ging weg, aber er merkte, daß die meisten[109] der Bietenden die Kuh im Auge behielten, daß man ungern aus dem Märit ging und einen Andern dazuließ; er kam zur Einsicht, daß er um eine Dublone Gewinn verkaufen könne, und er tat es endlich auch, fürchtend, durch zu langes Hinhalten möchte er endlich um alle Käufer kommen.
Es verzögerte sich, bis er das Geld in Empfang genommen, und es brannte eben die heißeste Nachmittagssonne, als er heimging. Er war noch nicht weit außerhalb der Stadt, als er ein großes Weibsbild mit vier kleinen Schweinen sich herumtreiben sah. Diese wollten nicht parieren, und alle Fünfe lechzten und schnupeten zum Erbarmen. Er erkannte die Tochter eines ihrer Nachbarn, die fast atemlos und erschöpft ihn dr tusig Gottswille bat, er möchte ihr beistehen, sie bringe sonst die Donners Ketzern nicht lebendig heim. Uli half mit etwas mehr Ruhe, als das Mädchen gehabt, und bald brachten sie auch die Schweinchen in einen ruhigen Gang. Denn wie die Tiere tun, hängt meist von ihren Treibern ab. Es ließe sich da ein merkwürdig Kapitel für Eltern und Regenten anknüpfen. Doch diesmal haben wir nicht Zeit, uns mit ihnen abzugeben; wir müssen jetzt erzählen, wie Käthi wieder zu Atem kam und wie sie mit den ersten freien Atemzügen zu erzählen begann, wie manches Schwein sie daheim hätten und wie viel sie jährlich nur mit dem Schweinmästen gewönnen. Aber die Mutter verstehe das bsunderbar; sie gebe aber ihren Mastschweinen im Winter mehr Nidlen als ganze Milch. Aber mit dem Gspünnst machten sie noch viel mehr. Sie pflanzten alle Jahre grusam viel, und alle Jahre gerate es ihnen bsunderbar wohl, und dann hätten sie Fleiß mit Spinnen und schon zWeihnacht alle Stangen voll. Der Baucher habe schon manchmal gesagt, er treffe in keinem Hause so vieles und so schönes Garn an. Und wenn die Mutter schon tuchen lasse, daß es einem übel gruse, sie hätte den halben Spycher und alle Trög voll Tuch, so könne doch die Mutter[110] von Weihnacht bis Ostern alle Wochen mit großen Burdenen Garn zMärit gehen. Für ein jedes Kind hätte sie schon lange den Drossel zweg; da seien Anzüge und Fassene und flächsiges Tuch für Hemder und reistenes zu Tischlachen und Lylachen, man könne weit laufen, ehe man solches sähe. Schon manchmal, wenn sie Dorf bekommen und die Mutter die Leute in den Spycher geführt hätte, so hätten sie die Händ über dem Kopf zusammengeschlagen vor Verwunderung und hätten gesagt, so viel Sachen und so schöne hätten sie noch nie beieinander gesehen. Wo das sei, werde auch noch anderes sein, da möchten sie einist helfen teilen. Der Vater hätte aber auch schon manchmal gesagt, es sei Mancher, er meine, er sei ein Bauer, aber er gstiengs nicht aus, nur was jährlich die Mutter an Weber- und Bleicherlohn ausgebe. Es käme ihm wohl, seien die Zinse gegeben. Es käme ihm wohl, wüßte er aus dem Stall zu lösen mehr als ein Anderer, da mög es wohl etwas erleiden. »Aber das ist noch alles nichts«, fuhr Käthi fort; »aber es hat mir manchmal übel gruset, was jährlich der Müller dem Vater für Geld geben muß, ich glaube, mängs hundert Kronen. Aber er sagt auch allemal, so gutes Korn wie unseres finde er nirgends; es sei allemal wenigstens eine halbe Krone mehr wert als den andern Bauren im Dörfli ihres. Aber wir haben auch Ackere dafür, viel Jucharten aneinander, ich weiß nur nicht wieviel, und alles eben wie ein Teller und so schöner, schwarzer, murber Herd, man kann nicht genug luege, und die Leute haben schon manchmal gesagt, sellig Ackere treff man nirgends an ds Land uf und ab, man möge hinkommen, wohin man wolle.« Es sei kein schöneres Luegen als so einer ihrer Ackern voll Korn, wenns so schön graduf stang und dick wie eine Bürste und alle Halmen gleich lang, wie wenn man sie mit der Schere abgehauen hätte. Es stünden allbets alle Leute dabei still und sagten, sie wüßten doch nicht, wie es der Vater[111] auch mache; aber solches Korn sehe man nirgends, und es dunk eim, er müsse es vorauswissen, ob es einen frühen Winter gebe oder nicht, ob er dicker oder dünner säen müsse; er treffe es allemal und hätte alle Jahre immer gleich schönes Korn, immer ebenrecht dick, und ihm falle es nie, nume hie und da öppe es Hämpfeli am ene Port.
So schwatzte Käthi in einem fort, während der Schweiß ihr von der Stirne rann und es einem dünkte, der Mund sollte ihr zusammenkleben und nicht mehr voneinander wollen. Etwas dergleichen muß wahrscheinlich auch gewesen sein, denn als man zu einem Wirtshause kam, sagte Käthi: Wenn es dSäuleni könnte in einen Stall lassen und ihnen etwas zu saufen darhalten, so glaube es, es täte ihnen wohl. Unterdessen könnte es Uli eine Halbe zahlen, weil er ihm so behülflich gewesen; es glaube nicht, daß es sie allein heimgebracht hätte. Uli sagte, es sei ihm recht, eine zu haben, wenn es sich nicht schäme, ume so mit einem Knecht im Wirtshause zu trinken; er hätte aber auch Geld, um eine zu zahlen. Käthi sagte, er solle nicht Gspäß haben; es sei schon mit manchem Baurensohn im Wirtshause gewesen, der minder vorgestellt als er. Der Vater hätte ihn auch schon manchmal gerühmt und gesagt: Er wollte, er hätte einen Knecht, wie er sei, und er wüßte manchen Baurensohn, er wäre ihm als Tochtermann minder anständig als Bodenbauren Uli, wenn der schon nur ein Knecht sei.
Der Stall fand sich und eine Halbe auch. Es waren nicht viel Leute im Wirtshaus. Zwischen drei und vier Uhr findet man nicht auf dem Heimwege, wer am Ordinäri sitzt oder tanzen will. Die gehen heim, welche mit einem halben Schoppen vorlieb nehmen, Anken, Garn verkauft haben oder sonst etwas, Ziegen, Schafe, Schweine gekauft die sogenannten Mannleni und die Hausmutteni, die sich nicht gerne lange säumen und doch noch etwas möchten, ehe sie heim ans dünne Kaffee müssen. Derlei Leute saßen einige in der Gaststube,[112] hatten ihre halben Schöpplein vor sich, ihre Körbchen oder Märtsäcklein neben sich und verhandelten den Märit und was dies oder jenes gegolten, und wenn man es nur gewußt hätte, wie es ginge, so hätte man etwas anderes auf den Markt gebracht, das bsüchiger gewesen als der Anken, den man gehabt. Es sei gar grusam viel gewesen, es heig eim fry dunkt, die Ankekörbleni wachsen us dm Bode use und dLüt hätten aus Brunnwasser Anken gemacht. Käthi rühmte, wie sie es getroffen. Sie hätten der Gattig gehabt, aber die Mutter hätte es gesagt: Heute solle man nicht mit Anken kommen; die Leute, welche einen Kreuzer Geld mangeln, werden alle heute Anken verkaufen wollen. Es düechs, sagte es zu Uli, es möcht etwas essen, der Wein mache ihm Hunger; ob sie neuis wollen heißen cho? Es sei ihm gleich, sagte Uli. Er könnte es machen, aber er wolle mithalten. Käthi rief den Wirt und fragte, was sie hätten. Der Wirt sagte: Wenn sie noch ein Brösmeli Geduld hätten, so könnten sie Bratis haben und Würste und von einem Hammli; aber es sei noch alles über; sie hätten nicht geglaubt, daß die Leute heute so früh kämen. Dem Käthi war es recht, zu warten, von wegen den Säulene, sagte es; es kuhle dann derweilen. Da werden sie noch eine Halbe haben müssen; sie hätten so enangerena trunke und nicht daran gedacht, daß sie noch etwas essen wollten.
Endlich war aufgegessen und ausgetrunken und Käthi rief: »Wirt, was sy mr schuldig?« »Kann man euch nicht noch mit etwas aufwarten?« sagte er, »öppe no mit emene Schöppli?« Als er das Nein vernahm, sagte er: »He nu so de, su isch es zäme sechszeche Batze.« Sie fuhren Beide in die Säcke, und Käthi sagte dem Uli, er solle nicht Geld fürezieh, es wolle zahlen. Uli sagte, das wäre ihm gspässig; er sei auch froh gewesen, etwas zu nehmen. Uli zog eine Handvoll Münze hervor und Käthi nur sechs Kreuzer oder drei Batzen, dazu dann[113] drei oder vier Neutaler. Es müsse wechseln lassen, sagte Käthi, aber seine Neutaler reuten es schier, man bekäme immer so schlechte Münze in den Wirtshäusern. Es hätte einen ganzen Bieter voll Münze bei sich gehabt, aber dem Vater davon geben müssen, als er die Säuleni gezahlt habe, sein Geld habe ihn gereut. »Weißt was, Uli,« sagte Käthi, »zahl du auch für mich; ich will es dir wieder geben, sobald wir heim sind. Ich habe zu Hause noch mehr Geld als das da, es hat noch Manche nicht so viel als ich; es wär mänge Bur froh, er könnte mit mir tauschen. Die Mutter sagt immer, es sei nicht manche Baurentochter ds Land auf und ds Land ab, die sövli Bietersackgeld habe wie ich. Aber ich bekomme Trinkgelder alle, mal, wenn wir Schweine verkaufen, auf das mindest immer fünf Batzen von einem. Und wenn etwas zu vertragen ist, kömmt es an mich. Die Metzg ins Pfarrhaus trage ich auch, aber dort hats böset. Die vorige Pfarrere hat fünf Batzen gegeben, wenn eine Hamme dabeigewesen ist; die gibt nur dreieinhalb Batzen auf ds Vielst. Alle Jahre habe ich einen eigenen Flachsplätz, wo ich schon manchmal fünfundzwanzig Pfund gemacht habe. Aber die Mutter sagt, es sei nichts als billig, daß ich für mich pflanzen könne; es gäbte ds Land auf und ab nicht Manche, die sich zum Spinnen hielte wie ich, und sie wolle ausbieten, es seien im ganzen Kanton nicht ein Dotzend, die mit mir machen konnten, welches besser. Dann ist auch der Vater gar gut gegen mir; wenn ihm Geld eingeht und ich bin umeweg, so tut er es nie ins Bureau, bis er mir ein oder zwei Neutaler gegeben, ja ich weiß schon, ich habe eine ganze Dublone bekommen. Aber dr Vater hat schon manchmal gesagt, das sei nichts als billig. Wenn er einen Knecht bekommen sollte, der mir die Stange hielte und den er brauchen konnte wie mich in alle Spiel, er müßte ihm vierzig bis fünfzig Kronen Lohn geben, und dann könnte er ihn im Winter doch nicht zum Spinnen brauchen wie[114] mich. Er hat schon manchmal gesagt, er hätte noch kein Meitschi gesehen, das mähen könne wie ich. Wo er jung gewesen sei, so hätte er mich müesse förchte, und doch hätte ihn nie einer mögen. Aber ds Wetzen verstehe ich aus dem ff; es haut mir durch Schärhüfe und durch den Wurmherd wie gschisse, und ich fahre noch lange zu, wenn die Andern schon lange nichts mehr machen können. Aber sie haben mir auch schon manchmal alle ihre Segessen zu wetzen gegeben und haben gesagt, es nehme sie nur wunder, wie ich es mache; so hauig hätten sie noch niemand wetzen sehen, und doch meine man, ich nehme die Segesse bloß i dFinger, so nüt z'tue gebs mr. Da bin ich am Morgen immer zuerst zweg, und wenn abends die Knechte schon lange im Nest sind, so fichten ih noch in der Küche und wasche ab oder helfe der Mutter zMorgen rüsten. Sie hat schon manchmal gesagt, es nehme sie nur wunder, wie ich es ausstehen möge. Aber gschau mini Arme, Uli, und Beine habe ich noch dickere, da ist öppis drinne. Voriges Jahr habe ich zweitausend Korngarben, so schwer, wie wir sie machen, wo wir von einer immer fünf Immi dröschen, in einem halben Tag allein hinaufgegeben; es ist dem gschmuecht worden, wo sie hat abnehmen müssen. Die Leute haben von allem Wunder brichtet und gesagt, das sei noch nie erlebt worden, daß ein Meitschi zweitausend sellig Garben in einem halben Tag allein hinaufgegeben habe, und ich bin doch gar nicht müde gewesen. Unser Melker hat gesagt, jetz werde ich doch afe gstabelig sein. Und da habe ich ihm gesagt, ich wolle ihm es zeigen, wenn er wolle; und da habe ich ihn dreimal auf den Rücken geschlagen, gäb er mich einist. Da hat er gesagt, es sei im ganze Bernbiet keine Küherstochter, die mich möchte, und es werde nicht mancher Küherssohn sein. Aber wie hat er afe ein Gesicht gemacht, wo ich ihm einist habe helfen melken und immer geng zwei Kühe gmolchen habe, gäb er eine wohl. Da[115] hat er gesagt: Es sei verflucht schad, wenn ich nicht eine Kühersfrau gebe. Es könnte einer denken, er wäre glücklich, wenn er mich bekämte; der wüßte dann, daß er eine Frau hätte, und der könnte ausbieten: Im Bernbiet und im Länderbiet gäbt es kei selligi. Aber da hat unser Ätti gesagt, und ds Augewasser ist ihm gekommen, uf my armi wien e Husbrunne, er begehre nicht, daß einer käme, und wenn ihm einer die beste Kuh im Stall wegnähmte, es ginge ihm nicht so übel, als wenn ich ihm fortkämte, und es müß nichts mehr zu machen sein, sonst lasse er mich nicht. Und darauf ist er ins Stübli gegangen und ist mit einer ganzen Handvoll Neutaler herausgekommen und hat mir sie gegeben und hat gesagt: Eine ganze Scheube voll reuten ihn nicht für mich, wenn es sein müßte. Und im Aargau habe ich vier reiche Basen, und wenn es z'machen ist, so erben wir sie alle; und die kommen nie zDorf, daß sie mir nicht Kittlen und Fürtücher mitbringen von den schönsten, wo es gibt, und wenn sie fortgehen, so drückt mir eine jedere noch Silber in die Hand, so viel sie hämpfelen kann. Die sagen aber allemal, erst wenn sie mich sähen, werde es ihnen recht leid, daß sie keinen Sohn hätten, wie der afe glücklich mit mir sein könnte. Im ganzen Aargau seie Keine, die mir nur von weitem die Zechen längte. Sie hätten es schon manchmal drunten gesagt, und es nähme sie wunder, daß nicht ganze Haufen aus dem Aargau gekommen seien, die mich hätten haben wollen, denn da wäre ich doch andere Rustig als ihre bauelige Meitscheni, wo man könne abenangereluege. Aber das seien gar ynbildisch Leut da unten; die meinten, es gäbe nirgend etwas Gutes als in ihrem Ärgäu, wo dr Wy eim dZäng abfreß und dRüebe eim dr Buuch verderbe und verkälte, daß längs Stück nüt as Ischzäpfe von eim gingen.« Der Vater hätte schon manchmal gesagt, wenn es wollte bei ihm bleiben und die Basen gestorben seien und sie dieselben geerbt hatten, so wollte er ihm[116] einen Stock bauen lassen, wie in der ganzen Stadt Bern keiner sei, und Land zum Pflanzen müßte es genug haben. Da könnte es sich lassen wohl sein, besser als manche Herrenfrau. Es wisse es noch nicht, sagte Käthi, wie es es machen wolle. Ja, ein schöner Stock sei schön, und so gut haben sein Leben lang sei auch schön. Aber es wisse es nicht; so ein werchbar Mensch, wie es sei, fürchte es, es hätte nur Längizyti. Was es doch anfangen wollte so alleine? Es düechs immer, wenn so einer käme, der ihm anständig wäre, es wollte noch lieber mannen. Es hätte schon Manchen haben können; aber einen jedern nehme es nicht, es wolle dann nadisch auslesen, es könns, und wenn ihm Keiner anständig sei, so hätte es sonst zu essen, und dann sei es noch früh genug mit dem Stock. Es sehe nicht auf den Reichtum, es hätte schon Solche haben können, die zahlte Heimet gehabt hätten und große, aber dPerson habe ihm nicht gefallen. Es wolle e Hübsche und e Freine, auf das Geld brauche es nicht zu sehen, es bekäme für ihns und noch einen genug. Es düechs, wenn es so einen bekäme, es wollte sich nicht lange besinnen, und die Eltern hätte es nicht zu scheuen, bsungerbar wenn der öppe bei ihnen bliebe. Wenn einer käme, öppe e rechte Bursch, der ihm anständig wär, und sagte, er wolle Käthi ne öppe la, solang sis manglete, und wenn man ihn öppis schätzte, so wolle er auch kommen, so glaubte es, sie würden ihm mängs tusigmal lieber Ja sagen als dem Reichsten, wenn der ihns fortnehmen wollte. Sie haßten die Diensten afe gar, denen seis nicht zu breichen. Wunderselten treffe man einen an, der öppe zufrieden sei mit dem, wie man es selbsten habe, und sie hätten es nadisch bei ihnen gut; aber sie meinten, man solle die Erdöpfel selbst fressen und ihnen eiertätschlen. Ja, wenn sie alle wären wie er, sagte Käthi, so wollte sie nichts sagen, aber Solche treffe man unter Hunderten nicht einen mehr an. »Es nimmt mich my armi nur wunder, daß du immer dienen[117] magst; so einer wie du, e sellige tolle Bursch un e huslige, der scho öppis i de Fingere hät, der kann öppe öppis anfangen, wenn er will, und wenn ihm das nicht pressiert, so kann er eine Frau bekommen, wo er zu essen hat, wenn er schon nicht Knecht ist. Es wäre Manche froh, wenn sie so einen genommen hätte statt so einen reichen Gytgnäpper, der ihr nichts gönnt und ihr alle Tag vorhält, wie reich er sei.« Die Mutter hätte manchmal gesagt, gäb sie ihre Tochter so einem geben wollte, wollte sie sie lieber dem ersten Besten ab der Gasse geben. So einen aber möchte es notti nit, sagte Käthi, aber es wolle nicht sagen, daß es sich lange besinnen würde, wenn ein rechter Bursch käme; mi syg notti da für z'hürate, und mi heyg viel Byspiel, daß die, wo am eigeligsten gewesen und am wunderlichsten im Auslesen, die unglücklichsten Hüng geworden von der Welt. Und wenn es einen hätte, so wollte es sy armi eine manierligte Frau sein, und ds Fresse müßte einer haben so gut als es selber. Da sei es doch nicht von denen eins, die öppis Apartigs fressen und dem Mann nichts davon geben möchten. Das düechs wüests; es düechs, wenn man alles gemein hätte, so sollte man das Fressen auch gemein haben, es hätte es ja Eins vom Andern zu genießen.
Käthi brichtete, Uli konnte nicht mit einem Hämmerlein dazwischen, und so kamen sie bis zu ihrem Scheideweg. Da dankte Käthi dem Uli gar schön und sagte, es hätte die Tüfels Tiere nicht heimgebracht ohne ihn. »Dankeigist dafür; und dann bin ich dir noch acht Batzen schuldig, und ich bin nicht gerne etwas schuldig, man könnte es vergessen, und das hätte ich ungern. Komm kurzum und hole es, hörst, sonst hab ichs ungern. Oder weißt was,« sagte Käthi, schon zehn Schritte weiter mit seinen Schweinchen, »chums hinecht cho yzieh!« »Ists dr Ärst?« rief Uli zurück. »Ja, my armi türi«, antwortete Käthi.
Ganz wunderlich ging es dem guten Uli im Kopf herum.[118]
Käthi war eine Person, wie man sagt, von den töllsten eine, hatte eine Postur wie eine Fluh, einen Gring wie ein Mäß, Arme wie ein Ankenkübli und Beine, wie es selbst gesagt, noch dickere. Käthi war eine Baurentochter, der Vater hatte ein großes Wesen; Käthi hatte Bietersackgeld, mehr wie mancher Bauer Geld; die vier Basen im Aargau waren auch nicht zu verachten, und Käthi war nicht spröde, und Käthi nahm vielleicht Uli, er glaubte das aus dessen Worten abnehmen zu können. Ein glücklicher Bursch war, wer Käthi erhielt, so ein werchbar Mensch! Das alles machte Uli sturm, daß er fast den Weg nicht getroffen hätte.
Als Uli vom Stolpern sich aufschnellte, sah er das Haus des Meisters in der Nähe. Da vergaß er Käthi und dachte an die Dublone, die er heute verdient hatte. Es fiel ihm ein, die werde den Meister reuen, und ob es eigentlich nicht besser wäre, er verheimlichte sie ihm und redete nur von zwei oder vier Franken. Kein bekannter Mensch war beim Kauf gewesen und ein fremder Händler der Käufer. Er ersparte auf diese Weise dem Meister Ärger und behielt nichts für sich, als was ihm von Gott und Rechts wegen zugehörte, was er in eigentlichem Sinne verdient hatte. Aber wußte der Meister, wie Kauf und Lauf ginge; sollte er seine Gutmeinenheit, daß er ihm das Verkaufen anvertraut, also mißbrauchen? Denn wenn der Meister nicht gut gegen ihn gewesen, so wäre er selbst gegangen, und als einem alten Fuchs, den die Vorgumper (so nennt man die Treibauf der Küh- und Roßhändler) nicht täuschen, wäre auch ihm der Profit nicht entgangen. Das arbeitete in ihm, die Wage stieg auf und ab, und es war noch nichts entschieden, als er zum Hause kam und am Stüblifenster ihm der Meister klopfte und ihn hineinkommen hieß. Er kam und trat mit einer Art Respekt in dieses Heiligtum, in dieses Kämmerlein, das Allerheiligste des Hauses.
Das Allerheiligste in der großen Welt ist ein Salon. Nach[119] diesem fragen die Herrn und Damen, wenn sie ein Haus mieten wollen, messen, wie hoch er sei, ob ein Leuchter darin Platz habe, wie breit er sei und wie manchen Spieltisch man placieren könne, und sehen sich an den Wänden um, ob Glanzfarbe daran sei oder geschmackvolle Tapeten; aber nach einem Stübli fragen sie nicht. Und haben sie einen Salon gefunden, so gehen sie glücklich heim, machen ein glücklich Gesicht und raten ab, ob man die alten Meublen noch brauchen könne oder neue mangle. Und Beide machen ein glücklich Gesicht, solange Beide einer Meinung sind, und sobald in diese irgend ein Unterschied trittet, so ziehen die Gesichter sich schief, das Unglück trittet in alle Züge, die Frau kriegt Krämpfe, der Mann Taubsucht, Eins fällt hier aus, das Andere läuft dort aus. Da können sie den Salon nicht mehr brauchen, und Stübli haben sie keins, höchstens einen Alkoven. Kein Stübli, wo sie mit treuem Sinn und halblauter Stimme die gemeinsamen Angelegenheiten beraten, Keines zu einem hohen oder lauten Ton sich hinreißen läßt, Keines anders als einig mit dem Andern das Stübli verläßt, das Stübli, der Ehe Heiligtum, wo Leiden und Freuden, Hoffen und Kümmern, Meinen und Glauben treuherzig geteilt, treuherzig aufgenommen und treuherzig verarbeitet, getragen werden. Ja, wenn ihnen ein Stübli Bedürfnis würde und sie nach einem Stübli fragen würden statt nach einem Salon, es wurde manche Ehe wieder eine Ehe, die jetzt nichts anders ist als ein Salonstück, bestehend aus einem Mann und einer Frau in einem Salon, Beide nach Möglichkeit aufgeputzt, wenigstens die Frau geschnürt und mit einem Schnepf versehen, aber jedenfalls Beide mit langweiligen Gesichtern und mit unflätigen Mauggern, bis das Kammermeitli die erste Person anmeldet. Dann strengt man sich zu graziösen Gesichtern an, macht glückliche Augen und rudert wie in einem Meer von Wonne dem Sofa zu. Es ist aber nur Salonwonne![120]
Kein Kammermeitli, weder ein weltsches noch eins vom Buchholterberg, meldete den Uli an, sondern er trat alleine ein, aber doch mit einer Art von Respekt; denn in demselben war er noch nie gewesen, als wenn ihm der Meister die Kuttlen gewaschen oder den Lohn gegeben. Darum trat er diesmal ein wie in einen geheimnisvollen Hain, in dem einem Dinge begegnen konnten, die noch kein sterbliches Auge gesehen. Drinnen saßen der Meister und die Frau Meisterin bei einem Kaffee, und der Meister frug den Uli nach seiner Verrichtung: Er werde den Scheck verkauft haben, daß er ihn nicht heimgebracht? Die Frau Meisterin aber stund auf, ob auf einen Wink oder eigenmächtig, war nicht bemerkbar, holte ein Kacheli, schenkte es voll, stellte es zweg und sagte: »So hock ab, nimm das und hau dr selber Brot ab, du sottst durstig sy? Es macht heiß!« Nachdem Uli gesagt hatte, das hätte sich nicht gemangelt, hockete er doch ab und begann zu brichten, wie es ihm ergangen, und von Anfang bis ans Ende war alles lautere Wahrheit; alles, was er gesagt, gedacht, getan, erfuhren der Meister und die Frau Meisterin, es wäre ihm unmöglich gewesen, hier im Stübli ein unwahres Wort aus dem Mund zu bringen. Zuletzt zählte er das Geld auf und alles bei Batzen und Kreuzer, was er gelöst, und schob es dem Meister dar. Der Meister lachte, und die Meisterin sagte: Er hätte es ihnen recht gemacht, aber sie hätte nicht geglaubt, daß er sövli merkig wäre.
Sie aßen und tranken, und als der Meister fertig war, nahm er seine Dublonen und schob die eine dem Uli hin mit der Bemerkung, daß er diese nicht wolle, die gehöre ja ihm laut Abrede. Uli sagte: Ja, wenn es ein Zwänzger (kein östreichischer) wäre, so möchte es angehen, allein eine Duble, das sei zu viel, die nehme er nicht. Das wäre gspässig, sagte der Meister, wenn Uli nicht an seinen Profit gedacht hätte, er wäre vielleicht auch nicht so merkig gewesen. Er hätte sie verdient,[121] und er sollte sie auch nehmen. Uli weigerte sich und meinte: Er sage nicht, daß er gar nichts wolle, aber er solle ihm öppen geben, was ihn billig düeche, aber eine Duble sei zu viel. Der Meister sagte: Er hätte es schon gehört, sie wollten nicht weiter chären. »Aber los,« sagte die Meisterin, die wie die meisten Frauen nicht gerne grundsätzlich verfuhr, besonders wenn eine ganze Dublone auf dem Spiele stund (eine Dublone in Kreuzern hätte sie an so viel Personen, als Kreuzer waren, unbedenklich ausgeteilt), »los, wenn der Uli vernünftig sein will, so tue nicht ungattlich; es düecht mich, wenn ihr halbieren würdet, so hätte Keiner sich zu klagen. Seh da, nimm, Uli, zwei Neutaler; und du, Johannes, tue das Geld weg, es könnte sonst noch jemand dazukommen, und den könnte es lächern ob eurem Branzen, und ihr kämet noch in die Brattig.« Uli sagte: »Dankeiget de, aber es ist noch zviel!« Im Hinausgehen dachte er nichts, aber es regte sich doch ein Gefühl in ihm, das ihm sagte, die Sache sei nicht ganz nobel zugegangen. Indessen was wollte er anders, er mußte sich darein schicken. Der Meister aber strich sein Geld ein, tat es weg, ohne daß er etwas sagte, weder mit einer Miene noch mit einem Worte.
Nachdem die Tagesgeschäfte vorbei und abgegessen war, sagte Johannes zu seiner Frau, er müsse noch hinaus. Uli hätte noch die Sonntagshosen anbehalten; es nehme ihn wunder, ob der noch fortwolle, etwa zu Hubechbure Käthi, da wolle er doch auch noch ein Wort dazu sagen. Draußen traf er allerdings den Uli an, verdächtig in den Sonntagshosen und der Gelegenheit abpassend, wo er am unbemerktesten sich vom Hause wegstehlen konnte. Der Meister trat zu Uli und gab ihm zwei Neutaler. »Da nimm noch, was dir gehört. Hast du geglaubt, ich wolle dir das vorenthalten, was von Rechts wegen dein ist? Da bist du am Unrechten.« Uli wollte wieder Komplimente machen und sagte: Aber es sei doch nicht billig; er hätte es auch gelöst, wenn er selbst gegangen[122] wäre, und sechszehn Pfund sei doch ein zu großer Taglohn für ein Knechtlein. »Hast du es gehört?« sagte dar, auf der Meister, »geredet ist geredet, und wenn es zehn Dublonen wären; was einer versprochen hat, das muß er halten, und ich bin zufrieden. Aber wegen meiner Alten habe ich da nicht wollen zanken, man muß den Weibern etwa einmal recht geben; man kann dann immer noch machen, wie man will oder wie es recht ist. Die Weiber haben in solchen Sachen nicht immer den rechten Verstand, wenn sie schon das beste Herz haben.« Uli nahm endlich den Rest der Dublone, und hoch vor Freuden schlug ihm sein Herz, an einem Tage um so viel reicher geworden zu sein, und er legte bei sich selbst das Zeugnis ab: sein Meister müsse doch wirklich ein braver Mann sein, unter Hunderten hätte das nicht einer getan.
Und wie der Meister so bei ihm stund, so ging das Herz ihm immer mehr auf, es düechte ihn, er möchte ihn doch neuis fragen. Aber er redete doch von etwas anderm, und wenn der Meister gehen wollte, so fing er wieder etwas Frisches an, aber doch nicht das Rechte. Endlich sagte der Meister: »Es ist Zeit, daß wir niedergehen, gute Nacht.« »Gute Nacht, Meister,« sagte Uli, »aber wenns dr gleich wär, so hätte ich dich gerne noch was gefragt.« »He was de?« sagte der Meister. »He, es ist mir wunderlich gegangen mit ds Hubechbure Käthi. Das hat mir neue so zuechegredt, daß es scheint, als hieße es dort nicht Nein, wenn ich es begehrte. Das muß ein bsunderbar werchbar Mönsch sein, in alle Spiel zu brauchen, es geht für einen Knecht. Und für einen, der nicht viel hat, muß da ein großes Vermögen sein, das wäre ein schöner Anfang. Käthi hat mir so um die Stauden herum geschlagen, daß es mir auftäte, wenn ich käme, und es zweiet mir sich, ob ich gehen solle. Da habe ich gedacht, ich wolle dich fragen, du meinest es gut mit mir und könnest mir die beste Auskunft geben.«[123]
»Für was mangelst du einen Knecht?« fragte der Meister. »Knecht mangle ich aparti keinen,« sagte Uli, »aber ich habe geglaubt, Käthi wäre eine rechte Frau für mich.« »Jä so,« sagte der Meister, »aber du hast mir an Käthi ausgestrichen, was zu einem guten Knecht gehört und nicht zu einer Frau; und eine Frau und ein Knecht sind nicht nur ganz verschiedene Krebse, sondern ein guter Knecht kann eine schlechte Frau und ein schlechter Knecht eine gute Frau sein. Was trägt es dir ab, wenn deine Frau den Knecht macht und von der Haushaltung so viel versteht als ein Gusti vom Geigen? Und so ist es mit Käthi. Es mäht und mistet, wie Mädchen das können, und trappet dir den Mist mit den bloßen Füßen, daß er ihm bis weit über die Stumphosen hinaufspreiset; aber eine repetierliche Suppe, die man von irgend einem Gschlüder unterscheiden kann, ist es nicht imstande zu machen. Die Mutter macht die Haushaltung, und nur wenn sie krank ist, chaaren dTöchtere i dr Pfanne herum und sagen, sie müßten kochen, und kochen dann, daß es eine eigeliche Sau nicht fressen möchte. Zu den Zeiten, wo sie meinen, sie müßten etwas Apartes haben, oder wenn der Vater nicht zu Hause ist, tätschlet eine jedere für sich. Wenn sie nur viel Anken und Eier und Mehl vergeuden können, so meinen sie, die Sache müsse auch gut sein. Keine kann dir ein Loch plätzen; ich glaube nicht, daß eine noch je eine Nadel in den Fingern gehabt hat. Es ist da ein schrecklicher Hausbrauch; es sind Sachen genug, jedes braucht, so viel es kann, und niemand achtet sich wieviel. Deswegen sind die Leute nicht reich; da geht es eher zurück als vorwärts, wie es allenthalben geht, wo keine Ordnung ist. Eine Tochter wird da niemals viel erhalten, Käthi mag sagen, was es will: das Vermögen ist im Land, das nehmen die Buben, und die Meitscheni können luegen, was sie kriegen. Von den Basen aus dem Aargau habe ich auch schon gehört, aber das sind nur so Zuckerstengel, die sie den[124] Leuten durchs Maul ziehen. Ich wüßte gar nicht, woher sie Basen im Aargau haben sollten. Es geht nicht um diese Meitlein, sie rühmen viel zu fast, da denkt man, es hätte sich nötig. Schon ihre Mutter hat es so gehabt. Sie hätte mich auch bei, nahe gefangen, und ich wäre mich übel reuig geworden. Ich glaube, du bekämest Käthi, aber was wolltest du mit ihm? Geld kriegtest noch lange keins, du könntest hingegen dort Knecht sein ohne Lohn, Sühniswyb. Oder wenn du etwas anfangen wolltest, so könntest du eine Jungfrau anstellen für die Haushaltung zu machen, während Käthi dir den Mist vertrappet. Dann würde Käthi nirgend genug sehen, und wenn es nicht die Milch von vier Kühen verchaaren könnte, so würde es über Mangel und Not schreien. Du glaubst nicht, was man mit Baurentöchtern oft angeführt ist, aus denen man das größte Wesen macht und die aus einem großen Wesen heraus kommen. Die wissen oft in Gottes Namen nichts als gradane dryschla, nie genug zu sehen; wenn sie nicht bis an den Hals in der Milch und im Anken flotschen können, so meinen sie, es gehe ihnen übel, und wenn nicht immer der Schneider hinter ihnen, die Näherin vor ihnen ist, so sehen sie aus, daß man nicht weiß, was hinten und vornen ist. Und wenn man nicht Jungfrauen vermag oder die nicht mehr Verstand haben als die Meisterin, so weiß man oft in einem solchen Hause nicht, wo trappen, und das Essen ist, wie wenn es die Hühner ab dem Mist gekratzet hätten. Dafür wollen sie manchmal Pflug halten, meinen, was das sei, wenn sie einige Tage im Jahre vom Morgen früh bis am Abend spät mit dem Volk auf dem Felde sind. Zwischen den großen Arbeiten machen sie gewöhnlich den Faulhung. Wenn du so eine kriegtest, so hätte sie es dir das ganze Jahr alle Tage für und in den langen Tagen zweimal, wie gut sie es daheim gehabt hätte und aus welchem Hause sie käme und wie bös sie es bei dir habe und wie sie doch dr dümmst Hung gsy syg, sie hätte[125] Andere haben können als so ein Baurenknechtlein. Das ist meine Meinung, Uli,« sagte der Meister, »mach darneben, was du willst; aber weil du mich gefragt hast, so rate ich es dir nicht.«
Uli hatte ganz andächtig zugehört und sagte endlich: »So will ich denk gehen und meine Sonntagshosen abziehen; du hast mir so eine Baurentochter ganz erleidet, aber du magst öppis recht haben. Wenn man eine Frau will, so muß man nicht auf einen Knecht sehen, und ich könnte da selbst der Knecht sein und nichts davonbringen als eine Kuppelen Kinder und eine böse Frau, die nie genug sehen würde aus Vertünligi. Wenn du mir nicht gewehrt hättest, ich wäre gegangen und hätte da vielleicht den Schuh noch völler herausgenommen als mit Stini oder Ürsi. Es ist doch gut, wenn man noch jemand hat, der witziger ist, als man selbst ist.« »Ja,« sagte der Meister, »das ist kummlich; aber dann muß man ihn fragen und ihm glauben, sonst trägt es einem nichts ab«.
»Du hast recht,« sagte Uli, »so witzig bin ich doch jetzt auch worden, zu fragen und zu glauben; du sollest Dank haben.« »Ist gerne geschehen,« sagte der Meister. »Gut Nacht.« »Gut Nacht,« antwortete Uli. »Aber los, daß du dann niemand plauderst, was ich dir gesagt.« »Häb nit Kummer,« sagte Uli, »sellig Sache bhäben ih für mih.«
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