Sechster Auftritt.

[316] JULIANA als ein Page.

Nun bin ich höchst-vergnügt / weil Ferdinandus mir

Jm sanfften Schlaff entdeckt die hertzliche Begir /

Die seine Libes-Brunst zu meiner Schönheit träget.

Kein Zweifel / meine List hat Jhn hirzu beweget /

Krafft dehrer als ein Geist ich Jhm erschienen bin.

Zudem weil Liberat in jhrem stoltzen Sinn

Jhm keine Gegen-Huld und Libe wil erweisen /

Auch diese Zweifels-frey durchs grimme Hencker-Eisen

Ob jhrem tollen Wahn / womit Sie Christum ehrt /

Und hiedurch auch zugleich deß Königs Schluß versehrt /

Mit höchstem Jammer wird von diesem Erd-Kreiß scheiden /

So wirst du Julian' auch deinem Schmertz und Leiden

Ein glücklich Ende sehn und diese Pein vergehn /

Weil so kein Dornen-Strauch mehr wird im Wege stehn

Den Rosen deiner Treu und keine Neben-Sonne

Sodann verhindern wird dir deine Libes-Wonne.

Drumb weg verfluchter Dolch! Jdoch daß Ferdinand

Mich nehme gnädigst an zum wahren Liebes-Pfand /

So sol Jhm Julian' / wie Sie zu Rom erschienen /

Noch eh die Nacht anbricht / erfreuen in dem Grünen.

Allein was sehe ich! Es zeigt sich gleich Auror!

Was wird die Närrin doch jtzt wieder tragen vor!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 316.
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