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[219] Ein König in Polen / zeugete fünff Söhn / und weiln der Vater im Regiment grosses Glück hätt / kamen auch die Söhne hoch hinan / der erste succedirte dem Vater im Reich / der andere auch 5. Jahr dem Bruder /der dritte / gleichfalls 92. Jahr / der vierte war König in Vngarn / und Böhmen / der Fünffte ein Cardinal. Si fortunæ juvat, caveto tolli; Si tonat, caveto mergi. Mechov.
Keyser Friedrich der Dritte / wurd gefragt / was doch einem Menschen am Glückseligsten auff der Erden[219] begegnen möchte / hat er geantwortet / felix ex hac vita exitus. ein selig End. M. Christianus.
In keinem Glück erhebe dich /
In keinem Vnglück verzag nicht /
Bedenck / Gott ist ein solcher Mann /
Der Glück und Vnglück endern kan.
Vgelinus / der Wahl / kam durchs Glück so hoch hinan / daß er selbsten sagte / er wüste nicht / was ihm an seiner Ehr und Macht mangelte / aber er wurd bald darauff von seinen wiederwertigen überfallen / er mit seinen 3. Söhnen und Töchtern / in einen Thurm verschlossen / darinnen must er elendiglich sterben. Strig.
Crœsus hielte viel uff seine Macht / und grosse herrligkeit / als er aber von Cyro gefangen / erinnerte er sich des Solonis Red / und lernete das / γνῶθι σεαυτὸν erkennen / denn alles was ein Mensch ist und hat / nur Jammer / Elend und Noth Chr. Carion. Herod. lib. 1.
Hannibal freuete sich seines Glücks / alß er die Schlacht bey Cannas erhielte / und etliche Schöffel köstlicher Ring überkam. D. Mirus.
Der Fried ist das best in aller Welt / unter allen so der Mensch erzehlt. Zweene Bürger in Schweitzerland hatten eine lange zeit mit einander im Recht gelegen; Da spricht einer zu seinen Sohn / leg deinen Harnisch an / ich wils auch thun / und gehe mit mir: Sie kommen vor des Wiederparts Haus / und als der Haußwirt seinen Feind sihet und höret daß er zu ihm[220] kommen solt / sagt der gleichfalls zu seinem Knecht / leg dein Harnisch an / ich wil es auch thun / denn mein Wiederpart ist verhanden / laß hören was er wil. Kommen also vor der Thüren zusammen / da sehet der Nachtbar an / wir haben noch lange Zeit in Rechten gelegen / das unsrige zugesetzt / wir wollen gute Freund wer den / da hab ich einen Sohn / und eine Tochter / wollen solche lassen zusammen heyrathen / und forthin gute Freund bleiben: Der verwilligte darein / neben der Tochter / fangen an frölich zu seyn / halten eine ehrliche Hochzeit / und bleiben biß an ihr Ende gute und beständige Freunde. Regentenb.
Xenophon hatte seine Lust am Königlichen Garten Gewechs. Cyrus in Persien der zeigete seinen Gästen seine Obstgärten / und sagte: multæ istarum arborum mea manu sunt satæ. Keyser Carolus Magnus hatte zweene Tisch / von feinen dichten Gold / darauff die Mappa künstlich gestochen war. Keyser Nero hatte zwey Kelchlein / wurden uff 6000. Gold-Gülden geschätzet. Sylla kunte seinen Gästen viertzig jährigen Wein vorsetzen / Julius Pompejus Secundus / sol dem Cajo Principi einen Wein zugetruncken haben /so 160. Jahr alt gewesen. Aurelius Victor. cap. 39. Deucerus. Strig. Plinius.
Cleopatra ließ ihrem Antonio zu Ehren ein Gericht auffsetzen / uff 250000 Gülden / hat ihm auch eine hoch edle Perlein in einem trunck zugebracht / einer Thonnen Golds werth. Saxo & Func.[221]
Heliogabulus hat auff einmal / 600. Strausen-Heubter aufsetzen lassen / daß die Gäste vom Gehirn essen sollen. Strig.
Nero ließ vielmals auch mit Güldenen Netzen fischen / und dieselbe mit Purpur-Stricken ziehen. Strig.
Keyser Maximilian und Carl / hatten ihre Freud am Gejägde. Strigen.
Zu Erfurth hielte ein Burger einen Raben / als er ihn sihet sehr traurig seyn / spricht er zu ihm: Räbelein / wie bistu so traurig / was gedenckestu? Fähet der Rab an / auß dem 77. Ps: Ich denck der alten Zeit / der vorigen Jahr / aus diesem erkennete der Bürger /daß der Teuffel aus ihm redete. Strig.
Ein Cardinal zu Rom hatte einen Papagey / der konte die Articul deß Glaubens richtig her sagen. Cælius. Strig.
Keysers Claudii Söhne / hatten ein Star und Nachtigal / die konten Lateinische und Griechische wörter herschwatzen. Strig.
Zur Zeit König Heinrichs deß achten / ist zu Londen vom Schloß ein Papagey ins Wasser gefallen /dieser hat offtmals von Leuten gehört / wenn sie überfahren wolten / daß sie den Fehrmann verwilligt / 20. Pfund zu geben / solches Wort braucht er in dieser Noth auch / a bot a bot Wentye Pouund. Ein Fehrmann hörts / gedenckt weil er auffs Schloß gehört /ein gut tranck gelt zuverdienen / nimbt ihn trägt ihn[222] nauff / aber der König sagt / er wolle vor erst den Vogel noch einmal fragen lassen / und als es geschicht / spricht der Vogel / Gibe the Knab a grott /gieb dem Schelm ein heller / must sich also der Fehrmann gnügen lassen. benefact a male locata malefacta arbitror. Strig.
Als Margraff Friederich vom Keyser belägert war /segnete Gott seine Gemahlin mit einem Fräulein / die bittet ihren Herren / daß das Kind bald möge getauffet werden; Der Herr nimbt 12. Diener / neben der Amme / mit dem Kind zu sich / reiten nach Tenneberg unter wegs fehet das Kind an zu weinen / und wird durstig /und gleich in dem jagen ihm auch die Feind nach / da spricht der Fürst / ich wil mein Kind ohne die Tauff noch dursts sterben lassen / läst der Ammen das Kind / und setzete er mit den Reutern in seine Feind / jagt sie zu rück / lest das Kind hernach tauffen / und Elisabeth nennen / so dem Land-Grafen in Hessen vermählet worden; Si DEUS adfuerit nobis, nos lædere qvis vult. Strig.
Pectora damna struunt linguâ qvi blanda loqvuntur:
Os cum dicit AVE, dicere crede Cave.
Im Teutschen Krieg / unter Carolo. V. hatt ein Haubtmann Befehl / den Gottseligen Doctor und Superintendenten / Jonam zu Hall umb zu bringen / aber der Haubtmann / konte ihm nichts thun / fürchtete sich selbst vor ihm / erzehit ihm auch solches / und[223] sagt / ich sehe daß ihr ein ehrlicher frommer Mann seid / derwegen kan ich euch kein Leid thun. Strig.
Cyrus wurd von seinem Großvater auff das Feld geleget / daß er solt Hungers sterben / Aber Gott schickt es / daß er in der Perser disciplin ehrlich und herrlich erzogen / und ein grosser Herr ward. Si volumus participes esse bonurum, oportet prius ut simus confortes tristium. Herod. lib. 1.
Da D. Luther von männiglich solt im Bann seyn /als er von Wormbs abzog / schaffete Gott mittel / daß er durch zwene Edelleut ins Schloß Wartberg gebracht / und darinnen enthalten wurd / biß sich der Sturm der Römischen Kirchen legete. Mathesius.
Eine Amme säugete bey der Nacht ihr Kind / und gedachte solches richtig wieder in die Wiegen zulegen legt es aber aus übrigem schlaff ins Fenster / da fälltes am Schloß in Stadgraben hinab / wo es am felsichstē ist / und bleibt am Windelein hengen / die Amme wil in schrecknüß nachspringen / wird ihr aber erwehrt / das Kind hernach vom reisigen Knecht auffgehaben / welches ihn angelachet / darüber er weinen müssen. Adspice qvàm subitò qvod stetit ante cadat.
Sunt etia Musis sua ludicra, mista Camænis.
Das güldene Fell oder Fließ hat Jason / deß Königs Aesonis aus Thessalia Sohn / mit den Argonautis und Helden aus Griechenland / so sich mit grosser gefahr gewaget / dardurch Ehre zu erlangen /[224] überkommen /daher noch zu erweckung Ritterlicher thaten / Keyser und Könige / vornehmen Herren solches güldenes Fließ zu einem Symbolo und grossen Verehrung überreichen lassen. Laur. Faustus.
Der Jüden Müntz war vorzeiten ein Seckel / Siclus / auff der einen Seiten stund ein Gefäß mit Manna, und die überschrifft. Secol Israelis, auff der andern der Stab Aaronis und Sanctæ Jerusalem. Bona existimatio pecuniis præstat.
Ein Bergherr klagt seine Noth D. Luthern / wie er alles zu gesetzt hab / Er vermahnt ihn zum lieben Gebet und fort zu bauen / in kurtzen Tagen schenckt der liebe Gott grosse Außbeut. Mathesius.
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