[221] Du meines Blutes Unruh, heimliche Liebste du,
die du verstohlen nur die dunklen Blicke schenkst,
o lass aus deinen schweren Flechten braune Nacht
um meine Sinne strömen – lass Vergessenheit
sich breiten über niegestillte Lust und Qual.
Ich seh uns wandeln unterm kahlen Winterwald,
ins Morgenrot, durch streifende Lüfte ging der Weg.
Wir Frohen schritten Hand in Hand und beteten stumm
und glaubten an den Frühling, als der Schnee noch lag ...
– du sollst nicht weinen – gib mir deine liebe Hand! –
Der Frühling kam, uns beide fand er nicht vereint;
in Sommernächten duftete süss der Lindenbaum –
wir aber durften nicht in Liebe beisammen sein.
Nun ward es wieder Winter und es starrt der Schnee,
doch still aus Schmerzen spriesst uns wohl ein spätes Glück,
das leise webt und langsam um uns beide her.
Lass uns umhüllt von deinen braunen Haaren sein,
du meines Blutes Unruh, heimliche Liebste du.