Autodafé

[107] Welke Veilchen, stäub'ge Locken,

Ein verblichen blaues Band,

Halb zerrissene Billette,

Längst vergeßner Herzenstand –


In die Flammen des Kamines

Werf ich sie verdroßnen Blicks;

Ängstlich knistern diese Trümmer

Meines Glücks und Mißgeschicks.


Liebeschwüre, flatterhafte

Falsche Eide, in den Schlot

Fliegen sie hinauf – es kichert

Unsichtbar der kleine Gott.
[107]

Bei den Flammen des Kamines

Sitz ich träumend, und ich seh,

Wie die Fünkchen in der Asche

Still verglühn – Gut' Nacht – Ade!


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 107-108.
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