Schicksalssterne

[308] Im silbernen Äther

Was singen die Leuchten,

So urfern von zitternder Sehnsucht erschaut?

Kein Stern hilft den schwankend

Vom Schicksal Gescheuchten,

Sie singen ein Lied nur: »Steht fest und vertraut!


Steht fest wie die Sterne,

Vertraut eurem Kerne,

Seid ruhig dem innersten Wesen getreu!

In wirbelnden Flammen

Rafft zäh euch zusammen,

So bannt ihr das Schicksal – und alles wird neu.
[308]

Das Schicksal von oben,

In euch will's erproben

Die göttliche Kraft, die sich glühend bewährt.

Wer gibt sie verloren?

Zieht kühn zu den Toren

Der Tat, ob die Zeit auch mit Schrecken sich jährt!


In Wunden und Schwären

Muß leidend gebären

Die Mutter, die Erde, den Siegfried des Lichts.

Zu Staub die Verräter!

Heil hilfreichem Täter!«

So singen im Äther

Die ewigen Sterne des Weltengedichts.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 308-309.
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