Lächerliche Aberglauben.

[256] Einige alte Weiber rathen für das Zahnwehe / man solle die Glocken damit läuten- ich glaub / (wann dieses solte helffen) solche würden zu Erfurt am ersten genesen. Andere sagen / wann einem das Brod entfalle / seye ein böses Zeichen / (das glaube ich /) forderist wann kein anders aufzuheben: jene gibt vor / daß das rechte Wolffs-Aug / so es eingesaltzen wird / das viertägige Fieber vertreibe.

Der Glaub macht seelig / sagte jenes alte Mütterlein / so sich am Johannis-Tag vor Sonnen-Aufgang /unter einem Zwetschgen-Baum stellete / und zwölffmal Creutz weiß / zu Ehren (wie sie sagte) der heiligen zwölff Quatember-Nächt / in[256] einen ausgefaulten Erd-Schwammen biesse / damit ihre Zwetschen fein blau / reimich / und nicht wurmstichig wurden: zu diesen Aberglauben kame ihr Mann / besprengte sie wacker mit ungebrennten Aschen / und machte ihr an statt der Zwetschen den Rucken blau.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 256-257.
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