Verstockter Ketzer und Gottslästerer.

[362] Anno 1687. wurde zu Lübeck ein Mensch / Nahmens Peter Günther / in der Tilsse aus Preussen gebürtig /des Alters von ohngefehr 37. Jahren / seines Handwercks ein Kleinschmid oder Schlossers Gesell / in gefängliche Hafft gezogen. Bey welchem / ob zwar die Prädicanten keine Mühe gespahret / ihn von so abscheulicher Meynung abzubringen / hat doch alles nichts verfangen / er auch von niemand anders / als GOtt dem Vatter wissen wollen / die zwey andere Personen aber in der Gottheit gäntzlich verworffen /und dabey verstockt geblieben / weßhalben der Magistrat ihme endlich zum Tod / und daß er mit dem Schwerdt gerichtet / und zwischen den Galgen und Köpffenberg eingescharret werden solte / condemniret. Als man ihm nun solches Urtheil zwey Tag vorhero vorlase / und daß er sich zum bereiten solte / ermahnete / bedanckte er sich zwar gegen die Obrigkeit / vor sothan gnädiges Urtheil / liesse sich aber darüber noch halsstärrig folgender Wort vernehmen: Er wäre nunmehr froh / daß er wüste woran er wäre / er hätte sein Vertrauen auf GOtt dem Vatter fest gesetzet / der würde ihm und allen frommen Christen hie zeitlich und dort ewig helffen / wüste von keinem Sohn und H Geist / und auf der gefasten Meynung wolte er leben und sterben. Worauf er sich dann biß auf den Tag der Execution, welches war der 15. Oct. gantz still hielte / wenig u. schier gar nichts asse / sondern immer bey sich bettete / auch ohnerachtet die Prædicanten die H. Dreyfaltigkeit / sowohl aus[363] dem Alt-als neuen Testament bewiesen / allezeit verstockt bliebe /vorgebende / das hätten Menschen geschrieben / und gesetzt was sie gewollt / er wollte versichern / wann er auf freyen Füssen / und ein wenig besser im Schreiben / er wollte ein gantz Königreich umkehren. Zu letzt nun / als ermeldter Executions-Tag erschienen /und man ihn / bey einer grosse Menge Volcks / in Begleitung dreyer Prädicanten / nach dem Gericht-Platz führete / unterwegs aber bey der Raths-Apothecken /wie auch vor dem Marsstall den Gebrauch nach zu trincken anbotte / weigerte er sich dessen darum /weiln er auf dem Grund der Schaalen oder Trinck-Geschirr das Crucifix ersehen hatte / und verharrete auf seiner gottlosen Meynung gantz beständig / biß ihme der Scharffrichter / mit zwey Hieben / wovon aber der erste falliret / und bey dem Ohr an der rechten Seiten in den Kopff gangen / das Haupt zur Erden niedergelegt.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 362-364.
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